VDA: Autodindustrie hat Talsohle durchschritten

Dank der weltweiten Konjunkturerholung und der Abwrackprämie sieht sich die deutsche Autoindustrie auf dem Weg aus der Krise. "Die Talsohle haben wir nach den vorliegenden Zahlen durchschritten", sagte der Präsident des Verbandes der Autoindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Mittwoch in Frankfurt. In den kommenden Monaten dürfte sich die Lage "Schritt für Schritt weiter verbessern." Der Födertopf der Abwrackprämie ist unterdessen schneller leer als erwartet.

Langsam stabilisierten sich nach Ansicht des VDA die weltweiten Automobilmärkte. Dies belegten die Zahlen vom Export, der im August noch um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sei. Zu Jahresbeginn war er um bis zu 30 Prozent eingebrochen. Auch die Rückgänge bei der Produktion wurden kleiner.

Für 2009 rechnet der Verband mit deutlich mehr als 3,5 Millionen Neuzulassungen nach rund 3 Millionen im Vorjahr. Eine Prognose für den Inlandsmarkt 2010 nannte Wissmann nicht. „Ich halte derzeit eine Prognose für Kaffeesatzleserei“, sagte er. Nach dem Ende der Abwrackprämie werde es eine Abschwächung bei den Kompakt- und Kleinwagen geben. Hoffnung schöpft die Industrie aus einer Belebung des Exports. Auch im August heizten die staatlichen Förderpakete den Absatz an.

Im Inland stiegen die Aufträge im August um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Neuzulassungen kletterten auf Jahressicht um 28 Prozent auf 275.000 Wagen. Seit Jahresbeginn wurden 2,675 Millionen Wagen verkauft – ein Plus von 27 Prozent. Beim Export fiel der Rückgang mit etwa minus zehn Prozent zwar niedriger aus als in den Monaten zuvor. Dennoch summiert sich seit Jahresbeginn der Exporteinbruch auf fast 30 Prozent. Die Produktion sank im dritten Monat in Folge nur noch einstellig um vier Prozent. Insgesamt baute die exportorientierte Industrie in den ersten acht Monaten ein Fünftel weniger Autos als im Vorjahreszeitraum. Drei von vier Autos gehen in den Export.

Ansturm auf Abwrackprämie: Staatlicher Fördertopf ist leer

Nach einem rasanten Endspurt der Autokäufer ist der staatliche Fördertopf für die Abwrackprämie leer. Und das schneller als erwartet: Knapp acht Monate nach Einführung der Prämie im Rahmen des staatlichen Konjunkturpakets ist die Summe von 5 Milliarden Euro verbraucht, wie das zuständige Bundesamt für Ausfuhrkontrolle und Wirtschaft (Bafa) am Mittwoch mitteilte. Ursprünglich war das Ende der Prämie nach der Bundestagswahl erwartet worden. Von dem Programm haben knapp zwei Millionen Käufer vor allem kleinerer Autos profitiert. Die Summe von 2.500 Euro erhielten Autokäufer, die einen mindestens neun Jahre alten Wagen verschrottet und einen neuen gekauft hatten.

Trotz immer wiederkehrender Forderungen lehnt die Bundesregierung eine Verlängerung der Aktion ab. Ökonomen werten die Maßnahme als großen Erfolg. Die Abwrackprämie sorgte für einen Ansturm bei den Autohändlern und half dem privaten Konsum kräftig auf die Beine. Die Prämie ließ die Neuzulassungen in den ersten acht Monaten um knapp 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hochschnellen. Die staatliche Finanzspritze sicherte zunächst rund 90 000 Arbeitsplätze in der Autobranche. Diese sind nun in Gefahr. Experten warnen vor einem Absatzeinbruch und Jobverlusten in dieser Größenordnung.

Das Bafa erklärte auf seiner Internet-Seite das Ende der Aktion: „Es stehen leider keine Mittel für die Umweltprämie mehr zur Verfügung. Das Online-Portal für die Reservierung ist geschlossen“, war dort zu lesen. Punkt 10.14 Uhr sei der letzte noch mögliche Antrag eingegangen. Zuvor gestellte Anträge würden nun so schnell wie möglich ausgezahlt. Am Morgen hatten noch 4382 Prämien zur Verfügung gestanden.

Für die Nachzügler bleibt nur eine Warteliste: 15.000 weitere Antragsteller können vom (morgigen) Donnerstag um 12 Uhr an unter www.ump.bafa.de einen Online-Antrag stellen und sich damit für die Warteliste registrieren. Anschließend wird das Online-Portal geschlossen.

Im Januar hatte die Bundesregierung die Prämie im Kampf gegen die Rezession beschlossen. Die Autoindustrie und die Händler lobten die Maßnahme. „Für die Kfz-Branche war diese Förderungsmaßnahme das beste, was man sich nur vorstellen konnte“, sagte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Robert Rademacher, dem Radiosender MDR Info. „Aus dem Prämientopf ist ein Prämienfass geworden und nun ist auch das Fass leer.“ Bafa-Präsident Arnold Wallraff nannte die Prämie „eine der bislang wirksamsten Maßnahmen des Konjunkturpakets II“.

Doch nun sind in der Autoindustrie Jobs in Gefahr. „Wir können im Handel bis zu 6.500 Betriebe verlieren“, sagte Wolfgang Meinig vom Forschungsinstitut Automobilwirtschaft im ARD-Morgenmagazin. Das wären rund 90.000 Arbeitsplätze. Die Experten erwarten für 2010 einen massiven Absatzeinbruch, die Zahl der Neuzulassungen könnte um bis zu eine Million Fahrzeuge schrumpfen. Dann würde der Absatz auf rund 2,8 Millionen Autos sinken.

Für Autokäufer hat das Ende der Abwrackprämie auch etwas Gutes: Einer Studie zufolge schnellen die Rabatte für Neuwagen derzeit in die Höhe. Im August ermittelte das Car-Center der Universität Duisburg-Essen 344 Rabattaktionen der Hersteller – ein neuer Rekord. Im Schnitt bekamen Käufer ein Auto mit einem Nachlass von 20 Prozent auf den Listenpreis – zu Jahresbeginn hatte der Durchschnittsrabatt erst bei 16 Prozent gelegen. Dazu kam bislang die Abwrackprämie noch obendrauf.

Auch im Ausland fand die Abwrack- oder Umweltprämie Nachahmer. Der schwer gebeutelte amerikanische Automarkt profitierte im August von der US-Abwrackprämie. Insgesamt wuchs der Markt laut Experten auf mehr als 1,26 Millionen Autos – ein Prozent mehr als vor einem Jahr. Es sei das erste Plus im Jahresvergleich seit Herbst 2007. Allerdings kam die Prämie wie in Deutschland vor allem Herstellern kleinerer Autos zugute. In den USA ist die Prämie vor gut einer Woche ausgelaufen. (dpa)

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