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An die Realität anpassen

Seit Jahren laufen die meisten Mitgliedstaaten vergeblich den Sammelquoten für Elektroaltgeräte hinterher. Das WEEE Forum und Deloitte zeigen in eine Studie, wie man ein neues Gesetz gestalten könnte, um zu realistischeren Zielen zu kommen.
An die Realität anpassen
Mixer nach Yao Charlen; pixabay.com
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Zwischen 2013 und 2022 ist das Aufkommen an Elektroaltgeräten in der EU um 12 Prozent gestiegen. Damit gehören sie zu einem der am schnellsten wachsenden Abfallströme. Dabei fallen sehr unterschiedliche Geräte in diese Kategorie. Die meisten Geräte enthalten zudem eine komplexe Mischung von Materialien, von denen einige gefährlich sind. Auch sind häufig kritische Rohstoffe enthalten, die die EU dringend benötigt und deren Versorgung unsicher ist. Daher führt eine bessere Verwertung nicht nur zur Verringerung von Umweltschäden, sondern verringert auch die Materialabhängigkeit der EU.

Die auf den Markt gebrachte Menge an Elektrogeräten hat sich zwischen 2013 und 2022 fast verdoppelt. Im Vergleich dazu blieb das Aufkommen an Elektroaltgeräten relativ konstant. Der Anstieg betrug im genannten Zeitraum lediglich 12 Prozent. Die Sammelmenge hingegen stieg um 65 Prozent. Die Sammelquote für Elektroaltgeräte erhöhte sich zwischen 2013 und 2022 von 42 auf 62 Prozent. Das gilt allerdings nicht für die Berechnung im Verhältnis zur auf den Markt gebrachten Menge. Hier lag die Quote 2022 mit 40 Prozent nur unwesentlich höher als 2013 mit 38 Prozent. Diese Berechnung spiegelt laut Studie nicht die Realität wider. Zwar hätten sich die Sammelergebnisse deutlich verbessert. Aufgrund des starken Anstiegs der auf den Markt gebrachten Geräte gehe die Quote aber eher zurück.

Als ein wesentliches Problem nennt die Studie Elektroaltgeräte, die nicht in die offiziellen Sammelkanäle gelangen und damit das Erreichen der Sammelquote erschweren. Dies betreffe Geräte, die in andere Abfallströme geraten sowie nicht gemeldete Exporte. Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel des Abfallaufkommens in diese parallelen Ströme gelangt. Die Bekämpfung dieser parallelen Ströme durch eine bessere Überwachung, eine strengere Durchsetzung und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen sei entscheidend für eine bessere Bewirtschaftung von Elektround Elektronik-Altgeräten und das Erreichen höherer Sammelquoten.

Alternative Sammelziele

Wie ausgeführt, könne laut Studie die aktuelle Berechnungsmethode, die auf der durchschnittlich in den vergangenen drei Jahren in Verkehr gebrachten Menge basiert, die Realität nicht erfassen. Daher wurden verschiedene alternative Ansätze untersucht. Eine wesentliche Anpassung sei dabei die Ausweitung des historischen Zeitraums. Dieser könne sich etwa auch an der durchschnittlichen Produktlebensdauer pro Kategorie orientieren. Die Einbeziehung längerer Zeiträume in die Berechnungsmethode ermögliche eine intuitivere und genauere Darstellung der Trends im Abfallaufkommen. Allerdings berücksichtige die Methode nicht vollständig den spezifischen Lebenszyklus einzelner Produktgruppen. Dies könne zu starken Abweichungen führen.

Die derzeit bestehenden Tools seien zu komplex, heißt es weiter in der Studie. Sinnvoll sei ein integriertes Tool, das automatisch die Zahlen zum Elektroaltgeräteaufkommen für jeden Mitgliedstaat berechnet, wenn die Zahlen der auf den Markt gebrachten Produkte an Eurostat gemeldet werden.

Ein weiterer Ansatz sind Sammelziele auf Grundlage der spezifischen Merkmale jeder Kategorie. Es gebe erhebliche Unterschiede bei den Quoten zwischen den verschiedenen Kategorien. Um diese Unterschiede auszugleichen, schlägt dieser Ansatz vor, höhere Sammelziele für Kategorien, die leichter zu sammeln sind, und niedrigere Sammelziele für Kategorien, die schwieriger zu sammeln sind, festzulegen, um ein realistischeres und erreichbareres System zu gewährleisten. Die Anpassung der Sammelziele nach Kategorien bietet einen flexiblen und kategoriespezifischen Ansatz für die Festlegung von Sammelzielen, der die unterschiedlichen Herausforderungen der verschiedenen Kategorien berücksichtigt. Allerdings sei die Komplexität deutlich höher. Zudem gebe es kaum Klarheit über das Gesamtziel, da eine größere Anzahl von Zielwerten definiert und verfolgt werden muss.

Die Kommission habe bereits 2024 angekündigt, für Photovoltaikmodule eine Methode zu prüfen, die die Sammelziele auf Grund lage der für die Sammlung verfügbaren Module berechnen zu wollen. Der Vorteil der Methode bestehe darin, dass sie realistischere und aussagekräftigere Ziele bietet, da sie parallele Ströme einbezieht, ein vollständigeres Bild der Abfallströme liefert und die Ziele mit dem tatsächlichen Sammelpotenzial in Einklang bringt. Allerdings erfordere sie eine umfangreiche Datenerhebung. Dies könnte für einzelne Mitgliedstaaten problematisch sein.

Als weiterer Ansatz wird ein Rahmen mit verschiedenen Zielen diskutiert, der verschiedene Aspekte der Bewirtschaftung von Elektroaltgeräten mit Punkten bewertet. Vorgeschlagen werden die fünf Hauptkategorien Sammlung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, parallele Ströme, Verwertung und Sensibilisierungskampagnen. Jedes Thema ist weiter in Unterthemen unterteilt, von denen jedes sein eigenes spezifisches Ziel und eine maximale Anzahl von Punkten hat, die gesammelt werden können. Mit dem Ansatz könne sichergestellt werden, dass mehrere Aspekte der Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Verwaltung berücksichtigt werden und die Kreislaufwirtschaft gefördert wird.

Ein wesentlicher Vorteil dieses Ansatzes sei die umfassende Bewertung der Elektroaltgeräte-Bewirtschaftung. Er beschränke sich nicht nur auf die Sammelquoten, sondern berücksichtige mehrere Aspekte der Kreislaufwirtschaft. Zudem sei der Ansatz deutlich flexibler. Allerdings sei der Datenerhebungsaufwand deutlich höher.

Empfehlungen

Aus Sicht der Studie wird eine Kombination aus einem Rahmen mit mehreren Zielen und einer einfacheren Berechnung des Elektroaltgeräteaufkommens empfohlen. Diese Zielvorgaben könnten einen ausgewogenen und effektiven Ansatz für ein neues Gesetz darstellen und eine genauere, flexiblere und umfassendere Methode für die Sammelziele gewährleisten, heißt es in der Studie. Damit könnten die Mitgliedstaaten realistische Sammelziele erreichen und hätten mehr Flexibilität.

Um dem wachsenden Problem der illegalen Ausfuhr und der nicht konformen Behandlung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten zu begegnen, sollte das neue Gesetz über Elektro- und Elektronik-Altgeräte die Notwendigkeit strengerer Durchsetzungsmechanismen betonen. Die illegale Ausfuhr ist ein großes Problem, bei dem Elektro- und Elektronik-Altgeräte als Teil von gebrauchten Elektro- und Elektronikgeräten oder vermischt mit anderen Abfallströmen ausgeführt werden. Eine wichtige Empfehlung sei die Stärkung der Rolle der Zollbehörden bei der Verhinderung illegaler Exporte.

Darüber hinaus sollten Elektro- und Elektronik-Altgeräte, die mit Metallschrott vermischt sind, vor der Verarbeitung sorgfältig gesichtet und entfernt werden, um sicherzustellen, dass gefährliche Materialien nicht unsachgemäß behandelt werden.

Quelle: RECYCLING magazin
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