Gemeinsam für den Fortschritt des Recylings

Von der Dissolution bis zur Enzymolyse, Gasifizierung, Pyrolyse, Solvolyse und thermischen Depolymerisation – die ARC 2022 präsentierte die Vielfalt von Advanced Recycling-Lösungen.
Bild: Nova Institut

Auf der Advanced Recycling Conference (ARC) diskutierten 230 Teilnehmende aus 21 Ländern über Zukunftschancen und würdigten technologische Erfolgsgeschichten. Die Konferenz fand vom 14. bis 15. November 2022 in Köln statt. Die Vortragenden thematisierten aktuelle Themen wie Technologien, Nachhaltigkeit, Politik und Verordnungen sowie Zusammenarbeit, Finanzierung und Digitalisierung. Teilnehmende reichten während der sieben Podiumsdiskussionen mehr als 300 Fragen ein und verdeutlichten damit den großen Bedarf an Dialog und Austausch innerhalb der Branche. Ergänzt wurde die Konferenz durch eine Ausstellung, die Service-Leistungen, Strategien und Technologielösungen vorstellte.

Brücken bauen für optimiertes Recycling

Zwar benötigen alle Branchen Materialien mit spezifischen Eigenschaften und stehen vor individuellen Recycling-Herausforderungen, dennoch haben sie alle eines gemeinsam: Sie wollen und brauchen geeignete sowie ökologisch und wirtschaftlich tragfähige Recycling-Lösungen, die qualitativ hochwertige Materialien liefern.

In einer Reihe von Gesetzesinitiativen im Rahmen des Green Deal arbeitet die EU derzeit daran, für viele Produkte hohe verbindliche Recyclingquoten zu bestimmen – von Verpackungen über Textilien bis hin zu Kraftfahrzeugen und anderen Bereichen. So streben auch vor kurzem bekannt gewordene ehrgeizige Ziele für den obligatorischen Recyclinganteil von Verpackungen eine Verzehnfachung des Einsatzes von Recyclingmaterialien bis zum Jahr 2040 an. Während ehrgeizige Recyclingziele eine wichtige Triebkraft für Investitionen und Entwicklung bilden, lassen derzeitige politische Rahmenbedingungen relevante Details vermissen, insbesondere im Hinblick auf chemische und weitere Advanced Recycling-Technologien. Technologische Pioniere erforschen und implementieren daher derzeit Möglichkeiten, Wege zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft aktiv mitzugestalten, indem sie Technologien zur Wiederverwertung zahlreicher Abfälle in Form hochwertiger Chemikalien entwickeln. Dennoch ist immer noch unklar, wie chemisch recycelte Materialien ausgewiesen werden können, was auch die Diskussion zur Methode der Massenbilanzierung neu anregt. Die Entwicklung von Kriterien zur Vermeidung von Kunststoffabfällen durch die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission schließt chemisches Recycling aktuell vom Regelungsrahmen aus. Dies muss von den politischen Entscheidungsträgern eher früher als später in Angriff genommen werden, um Investitionssicherheit zu schaffen.

Die große Vielfalt der ARC-Präsentationen und Vortragenden verdeutlichte, dass viele dieser ehrgeizigen Recyclingziele nur gemeinsam erreicht werden können. Sie alle betonten die Relevanz von Zusammenarbeit, Partnerschaften und Fusionen. Durch die Zusammenführung von Fachwissen, Erfahrung, Finanzkraft, Wertschöpfungsketten und Technologien, bewiesen viele Unternehmen, dass Erfolg oft nur einen Händedruck entfernt ist. Starke Partnerschaften ermöglichen es, Recyclingmengen zu maximieren, die Eigenschaften und die Qualität erzeugter Rohstoffe zu verbessern, aber auch Kosten zu senken und die Versorgungssicherheit gewonnener Materialien zu steigern. Sie alle verfolgen zwei übergreifende Ziele: die Minimierung von Abfällen und Ressourcenverlusten, sowie die Bereitstellung von Kohlenstoff für die Chemie- und Werkstoffindustrie.

Jüngste Ankündigungen stimmen die Branche optimistisch, da sie auf Strategien hindeuten, die Brücken zwischen konventionellem mechanischem Recycling und Advanced Recycling-Technologien schlagen, bei denen sich beide Ansätze gegenseitig ergänzen, um bestmögliche Recyclingergebnisse zu erzielen.

Intelligente Technologien für PET-Recycling

Die Konferenz widmete sich verschiedenen Brennpunkten wie Abfallströmen aus Verpackungen, Textilien, Verbundstoffen und Gummi. Während einige Abfallströme einfaches Recycling durch konventionelles mechanisches Recycling erlauben, erfordern andere ergänzende Maßnahmen oder können nur durch Advanced Recycling-Methoden aufbereitet werden. Einen besonderen Schwerpunkt legte die ARC daher auf das Polymer PET, das Bestandteil zahlreicher Abfallströme mit sehr unterschiedlichen Recyclinganforderungen ist. So vielfältig die PET-Abfallströme sind, so vielfältig sind auch die Recyclingtechnologien, die sich mit diesem Thema befassen.

Ergänzend stellte die ARC auch neue Lösungen vor, darunter verschiedene Doppelschneckenextruder. Extruder dieser Art können sowohl als Reaktoren für chemische Recyclingprozesse fungieren, als auch als Vor- und Nachbehandlungselemente und realisieren hohe Durchsatzmengen von bis zu 20 t/h.

Um PET in seine Bausteine zu zerlegen, die dann dem Produktionskreislauf erneut zurückgeführt werden, setzen zahlreiche chemische PET-Recyclingverfahren, wie die viel diskutierte Solvolyse, Lösungsmittel oder andere Chemikalien ein, um die Alkoholyse oder Hydrolyse einzuleiten. Zwar haben sich Methanol und Glykol als wirksame Lösungsmittel etabliert, dennoch sind sie auch Gegenstand kritischer Diskussionen. Als alternativen Ansatz stellte ARC das enzymatische Recycling vor, bei dem Enzyme die Zerlegung von PET bewerkstelligen.

Die zweite Auflage der Advanced Recycling Conference ist für den 28.–29. November 2023 geplant.

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