Steigen die Preise im Herbst?

Die Weltrohstoffpreise zogen im Durchschnitt des Julis in Dollar gerechnet nochmals um knapp 2 % an.

Aufgrund einer weiteren Abwertung des Euro zum US-Dollar betrug der Anstieg in Inlandswährung dagegen 5,7 %. Die Lagerbestände der börsennotierten Metalle sind weiter rückläufig. Die Sorge vor einer Rezession als Folge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hält unverändert an. Das Risiko, dass es zu hohen Preisausschlägen im Herbst kommt, ist aber genauso unverändert: Die Versorgung mit Erdgas für den deutschen Markt hat sich erneut verschlechtert. Nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der Nord-Stream-1 Pipeline wird zwar wieder Erdgas geliefert, jedoch in nochmals reduzierter Menge. Sollte das Angebot weiter verknappt werden, dürfte der Preis nochmals nach oben springen. Zudem ist die Nachfrage nach Erdgas unverändert hoch. Russland setzt die Lieferungen als politisches Druckmittel ein. Das Land hat seinen langjährigen Ruf als zuverlässiger Lieferant endgültig verloren.

Bei Erdgas ist trotz sehr geringer Inlandsproduktion ein erneuter Anstieg der Speichersalden erfolgt. Das von der Bundesregierung postulierte Ziel eines Füllstandes von 95 % zum November 2022 könnte noch erreichbar sein. Dies setzte aber leicht anziehende Einfuhren von Erdgas beziehungsweise LNG und weiteren Einsparungen beim Verbrauch kommt. Der Erdgaspreis dürfte bis Ende Q3 22 um die Marke von 200 €/MWh oszillieren. Temporär wären Preise von 400 €/MWh möglich. Ein kompletter Lieferstopp würde zu immensen Belastungen der deutschen Industrie führen und die Konjunktur endgültig abwürgen. Branchen wie die Chemieindustrie oder die Kunststoffproduktion wären besonders betroffen. Hier ist Erdgas ein wichtiger Ausgangsrohstoff für viele Produkte. Bei Erdöl ist die Versorgungslage etwas besser. Zudem hat die OPEC eine weitere Fördermengenausweitung angekündigt. Die IKB erwartet daher für den Rohölpreis bis Ende Q3 2022 nach der Umstellung auf einen neuen Kontrakt eine Bewegung um die Marke von 100 US-$ je Barrel Brent. Gegen Jahresende sollte es zu einer leichten Preisentspannung kommen.

Stahlpreise

Bis Ende Juni 2022 sank die Weltrohstahlproduktion im Vorjahresvergleich um 5,5 %. China hat einen Großteil seiner Verluste vom Jahresbeginn aufgeholt. Der Russland-Ukraine-Krieg belastet jedoch die europäische Produktion. Bei Vormaterial verbilligten sich Eisenerz und Kokskohle, wobei diese noch deutlich über Vorjahr notiert. Die Schrottpreise gaben im Juli erneut nach, dürften aber in den nächsten Monaten anziehen. Insgesamt reduzierten sich die Stahlpreise weiter. Warmbreitband lag Ende Juli wieder auf dem Niveau von Ende Juni. Tendenz: Bei den Schrottpreisen dürfte es zur Bodenbildung kommen. Die Stahlpreise dürften erst Ende Q3 2022 Potenzial nach oben haben. Konjunkturängste belasten das Orderverhalten.

Aluminiumpreise

Die globale Primäraluminiumproduktion hat bis Ende Juni 2022 das Vorjahresniveau nach dem Rückgang zu Jahresbeginn erreicht. Während Europa einen Rückgang von 11 % verzeichnet, weisen die Golf-Region und Asien ohne China deutliche Zuwächse auf. Für 2022 erwartet die IKB einen Ausstoß von 67,8 Millionen Tonnen. Hinzu kommen noch rund 13 Millionen Tonnen Recyclingaluminium. Die Lagerbestände von Primäraluminium sanken im Juli an der LME und an der SHFE. Die investive Nachfrage verminderte sich im Juli um rd. 33 %. Die Aluminiumnotierungen gaben aufgrund von anhaltenden Rezessionsängsten weiter nach. Tendenz: Bis Ende Q3 2022 sieht die IKB die Primäraluminiumpreise in einem Band von +700 US-$ um die Marke von 2.700 US-$/t. Diejenigen der Aluminium Alloy liegen um bis zu 500 US-$/t niedriger.

Kupferpreise

In den ersten fünf Monaten stieg die Kupferminenproduktion gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % an. Produktionsrückgänge bei den größten Produzenten Chile und Peru konnten mehr als kompensiert werden. Die Raffinadeproduktion legte um 2,9 % zu, wobei die sekundäre Produktion aus Schrott rückläufig war. Der Kupferverbrauch stieg bis Ende Mai 2022 um 2,2 %, was vor allem auf China zurückzuführen ist. Der Kupfermarkt weist einen leichten Überschuss von etwa 43.000 Tonnen auf. Die Börsenbestände an der LME bewegten sich seitwärts, während diejenigen an der SHFE rückläufig waren. Die Bestände sind gering und können nur noch einen Bedarf von 3,5 Tagen decken. Im Verlauf des Juli sank der Kupferpreis aufgrund von Rezessionsängsten weiter ab. Die IKB erwartet aber eine Bodenbildung. Tendenz: Bis Ende des dritten Quartals 2022 sieht die IKB den Kupferpreis bei einer Marke von 8.000 US-$/t in einem Band von +1.200 US-$.

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