Abfallwirtschaft trifft Design – Alttextilien neu gedacht

Fast Fashion und steigende Mengen Textilien beeinflussen nicht nur die Abfallwirtschaftsbranche, sondern nicht zuletzt die Designer:innen der Zukunft und Gegenwart.
• Deconstruction - The Future of Fashion (Modedesign: Carina Göhler / Model: Kea Hinsch) Bild: Leah Meyerstrack

Aus dieser gemeinsamen Verbindung entstand eine Kooperation zum „Modeverwertungsverfahren“ zwischen der Stadtreinigung Hamburg (SRH) und der HAW Hamburg (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg). Ziel des Praxisprojekts war es, Designstudierenden Hintergrundwissen aus den Bereichen Abfallwirtschaft und Circular Economy zu geben und den Ansatz nachhaltiger Mode und damit dem ressourcenschonenden Umgang in der Textilproduktion ein Gesicht zu geben. Dass aus Alttextilen interessante neue Mode entstehen kann, ist nun in einer digitalen Ausstellung zu sehen.

SYMBIOSIS (Modedesign: Kea Uhlig / Models: Kristif Nikifor und Noa Kruse) Bild: Johanna Lick

Alle ausgestellten Designs wurden von Studierenden der HAW Hamburg aus den Studiengängen Mode- und Kommunikationsdesign im vergangenen Wintersemester (21/22) entworfen. Sämtliche Entwürfe entstanden aus Alttextilien, die sich die angehenden Designer:innen vom Recyclinghof sowie der STILBRUCH-Filiale Altona aussuchen konnten. Durch unterschiedliche Upcycling-Techniken entstanden daraus echte Unikate. Auch das Mobiliar und die Bilderrahmen der Ausstellung wurden vom SRH-Gebrauchtwarenkaufhaus STILBRUCH zur Verfügung gestellt.

Prof. Dr. Rüdiger Siechau, SRH Geschäftsführer: „Schon seit Jahren verfolgt die Stadtreinigung das Ziel, neue Strategien in der Verwertung und Wiederverwendung von Alttextilien zu erforschen und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten. Die rund 120 Alttextilcontainer im öffentlichen Raum einfach nur abzubauen und damit die haushaltsnahe Sammlung dadurch einzustellen, erschien uns zu einfach. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, einen Beitrag dafür zu leisten, dass Alttextilien als Wertstoff und nicht als Abfall verstanden und behandelt werden. Dieses Umdenken muss schon im Entstehungsprozess neuer Mode eine wesentliche Rolle spielen. Daher freuen wir uns sehr, dass wir gemeinsam mit der HAW Hamburg wichtiges Wissen und Impulse an junge Modeschaffende weitergeben konnten. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass aus werthaltigen Materialien kreative und ansprechende neue Designs entstehen können.“

Kai Dünhölter, Professor für Modedesign am Department Design der HAW Hamburg: „Ich bin der Stadtreinigung Hamburg dankbar, dass sie mit der Idee einer Kooperation auf den Studienbereich Modedesign der HAW Hamburg zugekommen ist. Für unsere Studierenden ist es eine tolle Gelegenheit, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Mode zu beschäftigen und sich konkret mit Problemen der Fast-Fashion Industrie auseinanderzusetzen. Als Modedesigner:innen ist es unsere gesellschaftliche Aufgabe, ein zivilisatorisches Bedürfnis nach Inszenierung unserer Identität mit den Herausforderungen an einen nachhaltigen Schutz unserer Umwelt in Einklang zu bringen. Das möchte ich als Lehrender meinen Studierenden unbedingt mitgeben und das fordern die jungen Nachwuchs-Designer:innen auch immer stärker im Rahmen ihres Studiums ein.“

Angesichts sinkender Sammlungsqualität stellte die SRH im Sommer 2020 die Alttextilsammlung über ihre 120 Depotcontainer im öffentlichen Raum ein. Nicht nur die häufigen Fehlwürfe, die oftmals zur Verunreinigung gesamter Containerfüllungen führten, sondern auch die Auswirkungen von Fast Fashion und der geringeren Qualität der Textilfasern waren hierfür maßgeblich. Die SRH leitet daraus umgehend erste Maßnahmen ab. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML führte die SRH umfangreiche Studien durch, um die Beschaffenheit der Alttextilsammlung zu analysieren und neue Erkenntnisse für die Textilverwertung der Zukunft zu gewinnen. Erste Ergebnisse der Studie wurden den beteiligten Kursen der HAW Hamburg in Gastbeiträgen der SRH-Expert:innen vorgestellt. Die SRH wird auch zukünftig weiter das Ziel verfolgen, das Bewusstsein für ressourcen-schonenden Umgang mit Textilien bei den Hamburger:innen zu schärfen. Hierfür sind weitere Maßnahmen und Projekte mit dem Ziel, Textilien im Kreislauf zu führen, geplant.

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