BASF: Neue Ideen für die Kreislaufwirtschaft

Abfälle vermeiden, Produkte wiederverwenden, Rohstoffe zurückgewinnen – darum geht es in der Kreislaufwirtschaft.
Immer mehr Elektroautos werden jedes Jahr weltweit zugelassen. Gleichzeitig sind die Rohstoffe für ihre Batterien begrenzt und deren Gewinnung ist mit negativen Umweltauswirkungen verbunden. BASF-Forscher am Standort Ludwigshafen arbeiten daher an einem neuen chemischen Verfahren, damit das in der Batterie enthaltene Lithium in hochreiner Form zurückgewonnen werden kann. Dabei werden zudem Abfälle vermieden und der CO2-Fußabdruck gegenüber bisherigen Recyclingverfahren gesenkt. Im Recyclingprozess entsteht die sogenannte „Schwarze Masse“, die von Laborant Stefan Schleicher (links) und Chemikerin Dr. Birgit Gerke (rechts) aufgearbeitet wird. Bild: BASF
„Unternehmen, die Lösungen für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft bieten können, werden künftig über einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verfügen“, sagt Dr. Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender und Chief Technology Officer der BASF über dieses zentrale Zukunftsthema in Gesellschaft und Politik. Deshalb hat BASF ein neues Kreislaufwirtschafts-Programm aufgelegt. Bis zum Jahr 2030 will das Unternehmen den Umsatz mit Lösungen für die Kreislaufwirtschaft auf 17 Milliarden Euro verdoppeln. Dafür konzentriert sich BASF auf drei Aktionsfelder: Zirkuläre Rohstoffe, neue Materialkreisläufe und neue Geschäftsmodelle. Von 2025 an sollen jährlich 250.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe anstelle von fossilen Rohstoffen verarbeitet werden. „Der Weg zur Kreislaufwirtschaft wird uns große Anstrengungen abverlangen. Aber wir haben die Herausforderung mit Engagement und Kreativität angenommen und bauen auf unsere Innovationskraft“, so Brudermüller. Beispiele aus der BASF-Forschungspipeline hat der Vorstandsvorsitzende gemeinsam mit Wissenschaftlern heute auf der ersten digitalen Forschungspressekonferenz des Unternehmens vorgestellt.

Batterierecycling: Den Kreislauf bei der Elektromobilität schließen

Im Jahr 2030 müssen Experten zufolge mehr als 1,5 Millionen Tonnen Batteriezellen von Elektrofahrzeugen entsorgt werden. Dazu kommen Abfälle aus der Zellproduktion, der Produktion von Kathodenmaterialien sowie deren Vorstufen. Darin enthalten sind wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel. Durch Batterierecycling können diese Rohstoffe zurückgewonnen und neu verarbeitet werden. Lithium-Ionen-Batterien werden hierfür zunächst zerlegt und geschreddert. Dabei entsteht die sogenannte „Schwarze Masse“. Mit Hilfe verschiedener chemischer Verfahren können bereits heute Rohstoffe aus dieser Masse zurückgewonnen werden. Das reduziert den CO2-Fußabdruck der Batteriemetalle um mindestens 25 Prozent gegenüber der Förderung aus natürlichen Quellen.

Jedoch ist dieser Prozess bisher sehr energieintensiv oder es entstehen große Mengen Salze, die entsorgt werden müssen. Auch die Ausbeute an Rohstoffen ist noch zu gering. BASF entwickelt ein neues hocheffizientes chemisches Verfahren mit zahlreichen Vorteilen: Das in der Batterie enthaltene Lithium wird in hochreiner Form und hoher Ausbeute zurückgewonnen, Abfälle werden vermieden und der CO2-Fußabdruck wird gegenüber den bisherigen Verfahren weiter gesenkt.

Damit unterstützt BASF die Ziele der Europäischen Kommission, ein nachhaltiges Wertschöpfungsnetzwerk für Batterien in Europa zu etablieren. Das Recyclingverfahren der BASF kann eine wesentliche Rolle für den Aufbau eines Batteriekreislaufs in Europa spielen.

Additive für verbessertes Recycling von Kunststoffen
Durch die mehrfache Nutzung und Verarbeitung der Kunststoffe werden die Polymerketten oft so sehr beschädigt, dass der Kunststoff brüchig wird oder vergilbt. Zudem bestehen Kunststoffabfälle häufig aus gemischten, nicht voneinander trennbaren Kunststoffarten. Solche Mischungen aus nicht kompatiblen Kunststoffen führen ebenfalls zu erheblichen Qualitätsverlusten. In der BASF-Forschung arbeiten Wissenschaftler daran, Additive zu entwickeln, die recycelte Kunststoffe gezielt stabilisieren und ihre Eigenschaften verbessern. So können Kunststoffe mehrfach werkstofflich wiederverwendet und Stoffkreisläufe besser und öfter geschlossen werden. Daniel Santoro, Laborant im Anwendungszentrum für Kunststoffadditive in Kaisten (Schweiz), vergleicht die optischen Eigenschaften einer recycelten Folie mit und ohne Stabilisatorsystem. Bild: BASF

Auch bei Kunststoffen arbeiten Forscher der BASF daran, Stoffkreisläufe effizienter zu schließen. Einer Studie der Unternehmensberatung Conversio zufolge fallen global etwa 250 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr an. Davon werden nur 20 Prozent recycelt und im Stoffkreislauf gehalten. Beim mechanischen Recycling werden die Kunststoffabfälle zerkleinert, geschmolzen und als Rezyklat für die Herstellung neuer Produkte verwendet. Allerdings ist dieses Material für viele Anwendungen zunächst nicht geeignet. Zum einen, weil die mehrfache Nutzung und Verarbeitung die Polymerketten oft so sehr beschädigt, dass der Kunststoff brüchig wird oder vergilbt. Zum anderen bestehen Kunststoffabfälle häufig aus gemischten, nicht voneinander trennbaren Kunststoffarten. Zum Beispiel bestehen Getränkeflaschen aus Polyethylenterephthalat (PET), während die zugehörigen Deckel meist aus Polypropylen (PP) hergestellt sind. Solche Mischungen aus nicht kompatiblen Kunststoffen führen zu erheblichen Qualitätsverlusten.

BASF-Forscher haben sich dieser Probleme angenommen und verschiedene Kunststoffadditivpakete entwickelt, welche die Qualität des recycelten Materials gezielt stabilisieren und verbessern. Lösungen wie Verträglichkeitsvermittler werden die mechanischen Eigenschaften von Polymermischungen verbessern. Das wertet mechanisch recycelte Kunststoffe und ihre Produkte im Kunststoff-Kreislauf auf.

Kunststoffabfälle werden zu neuen Rohstoffen in der chemischen Industrie

Jährlich fallen weltweit 200 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, die noch nicht recycelt werden. Das chemische Recycling verfolgt einen weiteren Ansatz, den Kunststoffkreislauf zu schließen und bildet damit eine wichtige Ergänzung zum mechanischen Recycling. Chemisches Recycling wandelt Kunststoffabfälle in sogenannte Sekundärrohstoffe um, beispielsweise mit Hilfe eines thermochemischen Prozesses, der Pyrolyse. Das dabei gewonnene Pyrolyseöl kann von der chemischen Industrie zu neuen Produkten verarbeitet werden. Die Vorteile des Verfahrens: Es verwertet auch gemischte und verunreinigte Kunststoffströme. Produkte aus Pyrolyseöl sind zudem nicht von herkömmlichen Produkten zu unterscheiden, so dass auch anspruchsvolle Anwendungen möglich sind. Damit können erstmals auch Automobilteile, Medizinprodukte und sogar Lebensmittelverpackungen aus solchen Kunststoffabfällen hergestellt werden.

Im ChemCycling-Projekt der BASF werden durch ein thermochemisches Verfahren Kunststoffabfälle in Pyrolyseöl umgewandelt und dieses anstelle von fossilen Ressourcen in den BASF-Verbund eingespeist. Unter Anwendung eines Massenbilanzansatzes werden daraus neue Kunststoffe hergestellt. Diese haben die gleichen Eigenschaften wie aus fossilen Rohstoffen hergestellte Produkte. BASF arbeitet dabei mit Technologiepartnern wie Quantafuel, einem Start-up-Unternehmen mit Sitz in Oslo, Norwegen, zusammen. Quantafuel ist auf die Pyrolyse von gemischten Kunststoffabfällen und die integrierte Aufreinigung des dabei entstehenden Öls spezialisiert. Rasmus Kærsgaard (links), Betriebsleiter bei Quantafuel, und Dr. Michael Bachtler (rechts), der am ChemCycling-Projekt der BASF arbeitet, auf einem Rundgang durch die Pyrolyse- und Aufreinigungsanlage von Quantafuel in Skive, Dänemark. Bild: BASF

Um diese vielversprechende Technologie weiterzuentwickeln, hat BASF 2018 das Projekt ChemCycling gestartet. Gemeinsam mit Kooperationspartnern arbeiten BASF-Forscher daran, den Herstellungsprozess von Pyrolyseöl aus gemischten Kunststoffabfällen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Eine besondere Rolle kommt der Entwicklung geeigneter Katalysatoren für die neue Prozesstechnologie zu. Diese Katalysatoren sollen dafür sorgen, dass trotz wechselnder Zusammensetzungen des Kunststoffabfalls immer hochreines Pyrolyseöl entsteht. Ein Katalysator der ersten Generation ist bereits in die Pyrolyseanlagen des norwegischen BASF-Partners Quantafuel eingebaut worden. Für die Weiterentwicklung nutzen die Wissenschaftler beider Unternehmen die Expertise und Hochdurchsatz-Labore der BASF-Tochter hte in Heidelberg sowie die Rechenkapazität des BASF-Supercomputers.

Rambutan-Programm: Organische Rohstoffe, nachhaltig gewonnen
Stoffkreisläufe werden auch durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe geschlossen. Ein Beispiel dafür ist das das Rambutan-Programm, bei dem hochwertige Wirkstoffe aus bisher nicht genutzten Pflanzenteilen gewonnen werden. Forscher der BASF haben herausgefunden, dass Inhaltsstoffe aus den Blättern, der Schale und den Samen der Rambutan-Frucht positive Effekte auf Haut und Haare haben. Um die kosmetischen Inhaltstoffe nachhaltig gewinnen zu können, hat das Unternehmen bei dem Rambutan-Programm zusammen mit lokalen Partnern in Vietnam eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Lieferkette etabliert und die zwei ersten biozertifizierten Rambutan-Gärten in Vietnam angelegt. Bild: BASF

Nachwachsende Rohstoffe sind eine weitere Säule des BASF-Programms zur Kreislaufwirtschaft. BASF wird die Menge an nachwachsenden Rohstoffen aus nachhaltigen Quellen in ihrer Produktion weiter erhöhen. Ein Beispiel dafür ist das Rambutan-Programm, bei dem hochwertige kosmetische Wirkstoffe aus bisher nicht genutzten Pflanzenteilen gewonnen werden. BASF-Forscher sind für Kunden aus der Kosmetikindustrie immer auf der Suche nach interessanten Wirkstoffen aus der Natur, zum Beispiel in Baumrinde, Blättern, Wurzeln, Samen oder Früchten. Jedes Jahr untersuchen sie Tausende Proben. Dabei sind sie auf die Inhaltstoffe des Rambutan-Baums (Nephelium lappaceum) – ein enger Verwandter des Litschibaums – aufmerksam geworden. Wie die BASF-Forscher herausgefunden haben, wirkt beispielsweise ein wässriger Extrakt aus den Blättern des Baums aktivierend auf verschiedene menschliche Hautgene und sorgt so unter anderem dafür, dass mehr Collagen gebildet wird. Aber auch Inhaltsstoffe aus der Schale und den Samen der Frucht haben positive Effekte. Durch sie wird die Feuchtigkeit in der Haut erhöht und Haarwurzeln werden vitalisiert. Damit hat BASF einen Weg gefunden, dass nicht nur die saftigen Früchte, sondern auch Schalen, Blätter und Samen genutzt werden und so kein Pflanzenteil verschwendet wird.

Um die kosmetischen Inhaltstoffe nachhaltig gewinnen zu können, hat das Unternehmen mit dem Rambutan-Programm – zusammen mit lokalen Partnern in Vietnam – eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Lieferkette etabliert und die zwei ersten biozertifizierten Rambutan-Gärten in Vietnam angelegt. Das Programm ermöglicht den Arbeitern ein überdurchschnittliches Einkommen, stellt eine Krankenversicherung bereit und sorgt für sicherere Arbeitsbedingungen. So profitieren nicht nur Endverbraucher von der Superfrucht, sondern auch die Arbeiter und die Umwelt vor Ort.

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