Österreich: Maßnahmen zur Reduktion von Kunststoffabfällen wirken sich negativ auf das Klima aus

Die Plattform Verpackung mit Zukunft plädiert anlässlich der von Bundesministerin Leonore Gewessler als „3-Punkte-Plan“ präsentierten Maßnahmen zur Reduktion von Kunststoffabfällen für faktenbasierte Entscheidungen.
Illustration: E. Zillner

„Die heute von Klimaschutzministerin Gewessler präsentierten Maßnahmen haben negative Auswirkungen auf das Klima– dafür sprechen alle Daten und Fakten, die uns vorliegen“, so Axel Kühner, CEO der Greiner AG. BM Gewessler will eine Mehrwegquote einführen und setzt damit auf Glas. Ökobilanzen von Verpackungen belegen jedoch deutlich, dass Glas-Mehrweg nur bei sehr kurzen Transportdistanzen geringere Auswirkungen auf das Klima hat. Werden die Flaschen zum Waschen und Befüllen weiter als rund 150 Kilometer transportiert, sind Mehrweglösungen aus Kunststoff klimafreundlicher. Auch PET-Einwegflaschen mit hohem Rezyklatanteil können hinsichtlich Umweltauswirkungen überzeugen – immer vorausgesetzt, die gebrauchten Flaschen werden richtig entsorgt und wiederverwertet. Kühner stellt auch klar: „In der Umwelt haben gebrauchte Verpackungen nichts verloren. Wir brauchen sie dringend im Wertstoffkreislauf, um neue Flaschen daraus herstellen zu können.“

Getränkeflaschen aus PET lassen sich sehr gut recyceln. Das im Recyclingunternehmen PET Recycling Team Wöllersdorf (ein Unternehmen von ALPLA) hergestellte rPET spart im Vergleich zu Neuware bis zu 90 Prozent der Treibhausgasemissionen ein. Laut den Vorschlägen von Bundesministerin Gewessler sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen die zukünftige EU- Plastiksteuer für Österreich reduzieren. Dazu Günther Lehner, CEO ALPLA Group: „Die EU- Plastiksteuer soll auf jene Abfälle angewandt werden, die nicht recycelt werden. In Österreich sollen aber nun genau jene Verpackungen verdrängt werden, die sich besonders gut recyceln lassen.“

Eine Abgabe für Hersteller von Plastikverpackungen lehnt Lehner ab: „Warum werden nur Verpackungen aus Kunststoff besteuert? Alle Verpackungen, egal aus welchem Material, müssen hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen objektiv beurteilt und optimiert werden. In jedem Fall müssen recycelte Materialien ausgenommen werden, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken.“ Insgesamt sieht Lehner die Gefahr, dass Kunststoff durch andere Materialien ersetzt wird, die größere Auswirkungen auf den Klimawandel haben.

Zum Thema Pfand auf Einweg hält Franz Sauseng, Geschäftsführer der Interseroh GmbH, fest: „Rund 34.000 t bzw. rund 70 % aller in Verkehr gesetzten Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff werden derzeit bereits getrennt erfasst. Die Einführung eines Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen kann dabei helfen, die Sammelquote für die Kunststoff- Getränkeverpackungen weiter zu steigern und so zusätzliche Mengen – rund 10.000 Tonnen – für die Herstellung von PET-Rezyklat zu erfassen. Als Recyclingspezialist befürworten wir Maßnahmen, die die Menge und Qualität der Recyclingströme erhöhen. Auch hier gilt es aber, den jeweiligen Markt genau zu analysieren, bevor man weitreichende Entscheidungen trifft, die dann vielleicht nicht die erhofften Ergebnisse erzielen.“

In der Plattform Verpackung mit Zukunft haben sich österreichische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammengeschlossen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und Österreich als Vorreiter für nachhaltige Verpackungslösungen zu etablieren. Die Plattform fordert Politik und Öffentlichkeit zum Dialog auf, denn es müssen Entscheidungen und Maßnahmen auf Basis von Fakten getroffen werden.

1 KOMMENTAR

  1. Um eine saliche Diskussion über ökologie und Sozialverträglichkeit führen und die Belastungen beziffern zu können, muss ein ökologischer und ein sozialer Fußabdruck von jedwedem Produkt erstellt werden. Die Fussabdrücke müssen die Rohstoffgewinnung einschlißlich Resourcenverbrauch ebenso enthalten wie die Verarbeitung und Recycling bzw. Entsorgung.
    Die Ermittlung erfolgt kumulativ analog zum bewährten System der Mehrwertsteuer.
    Nur so kann ein fairer Wettbewerb stattfinden und Vorteile durch die Belastung von Umwelt sowie Sozialdumping auszugleichen.

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