BKV-Symposium: Wind der Veränderung

Die rund 70 Teilnehmer beim BKV Symposium am 12. Oktober in Berlin erlebten eine hochkarätig besetzte Fachveranstaltung mit Vorträgen und Diskussion zum Stand der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen.
Bild: lichtkunst.73, pixelio.de

„Es weht ein Wind der Veränderung“, brachte es der Umweltminister des Landes Baden-Württemberg, Franz Untersteller, in Anlehnung an ein chinesisches Sprichwort auf den Punkt. Referenten der Kunststoffunternehmen Dow und Covestro deuteten die „Windrichtungen“ an, an denen ihre Häusern arbeiten: Neben ressourceneffizienter und umweltverträglicher Produktion spielen rohstoffliche Verwertungsverfahren und Kreislaufführung eine wichtige Rolle in ihren strategischen Überlegungen. BKV-Geschäftsführer Rainer Mantel machte in seinen Erläuterungen zum Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland deutlich, wo die Branche bei der Kreislaufführung gemäß den Daten und Fakten steht: Kunststoffe würden als Recyclate mit einem Anteil von 12,3 Prozent an der Kunststoffverarbeitungsmenge in den Wirtschaftskreislauf eingebracht. Über 30 Prozent der Kunststoffabfälle würden wieder in hochwertige Recyclate überführt.

Untersteller fand für das Kompetenzzentrum BKV, zu dem sich die BKV laut ihres Beiratsvorsitzenden Matthias Stechhan entwickelt habe, anerkennende Worte: Sie zeige, dass sich die Kunststoffindustrie den aktuellen Herausforderungen stelle. Kritik äußerte er erneut am Verpackungsgesetz und kündigte eine in Kürze erscheinende 50-seitige Antwort mit Daten und Fakten zum Thema „Plastik in der Umwelt“ auf eine Große Anfrage seiner Fraktion an die Landesregierung an. In der Wirtschaft könne er Impulse für mehr Produktverantwortung erkennen, mahnte aber mehr Ökodesign bei der Produktgestaltung an. Was nützten hohe Verwertungsquoten, wenn die Qualität nicht stimme und die Recyclate keine Märkte fänden, so Untersteller. Beim Thema Marine Litter seien die Einträge von Deutschland aus zwar verschwindend gering, doch könnten wir bei der Lösung des Problems helfen, müssten aber vor dem Hintergrund der Vorbildfunktion genau prüfen, „auf welches Pferd wir setzen“. Kunststoffe dürften nicht verteufelt werden, betonte der grüne Minister. Deshalb seien Lenkungsinstrumente sorgsam auszuwählen, um am Ende Kunststoffe nicht etwa mit ökobilanziell schlechteren Materialien zu ersetzen.

Die Herausforderungen einer zirkulären Wirtschaft spielen in den großen Häusern der Kunststoffindustrie offenbar eine bedeutende Rolle, wie der Vorsitzende von Dow Deutschland, Ralf Brinkmann, und Dr. Rainer Rettig, Senior Vice President bei Covestro, deutlich machten. Neben weiteren Verbesserungen bei der Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit bei der Produktion und der besseren Recyclingfähigkeit der Produkte prüfen beide Häuser auch Möglichkeiten der rohstofflichen Verwertung. Dies sei, so Brinkmann, ein Entwicklungsschwerpunkt bei Dow. Auch bei Covestro arbeitet man an nachhaltigen Verwertungstechnologien. Die Verwendung von CO2 als Rohstoff, wie er zum Beispiel bei der energetischen Verwertung von Kunststoffen entsteht, ist bei Covestro schon gängige Praxis: Bis zu 20 Prozent kommen bei der Produktion von Cardyon®-Polyolen, die für Matratzen verwendet werden, zum Einsatz.

BKV-Geschäftsführer Rainer Mantel lieferte für die von Dr. Michael Scriba, Geschäftsführer der mtm plastics GmbH, geleitete Podiumsdiskussion der Referenten die Daten und Fakten zum Stand der Kreislaufführung von Kunststoffen. Die gerade erschienene Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017“ biete ein nahezu einmaliges Stoffstrombild von der Produktion bis zur Verwertung der Kunststoffe und des Wiedereinsatzes von Recyclaten.

Prof. Stefan Bringezu von der Universität Kassel nannte in seinem Ausblick auf die mögliche Nutzung von CO2 als Rohstoff als Voraussetzung die Bereitstellung der dazu erforderlichen Energie aus erneuerbaren Quellen, damit die Ökobilanz stimme. Prof. Dieter Stapf vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) machte in seinem Überblick zu rohstofflichen Verfahren deutlich, dass es zwar noch technologischen Forschungsbedarf gebe, aber sie durchaus einen zur energetischen Verwertung wettbewerbsfähigen Verwertungsweg darstellen können.

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