Deutsche Umwelthilfe kritisiert Kaffeekapselhersteller

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert Hersteller von Kaffeekapseln wie Nestlé für die Produktion von immer mehr Verpackungsmüll, der zum großen Teil nicht recycelt wird.
Burkard Vogt, pixelio.de

Besonders dreist sei das Greenwashing mit „biologisch abbaubaren Kaffeekapseln“, die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben werden. Nach aktuellen Berechnungen der DUH auf der Grundlage von Daten des Deutschen Kaffeeverbandes und Herstellerangaben wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 3,1 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Das entspreche einem Müllaufkommen von 8.000 Tonnen Verpackungen aus Aluminium und Kunststoff sowie zusätzlich 5.000 Tonnen Papier.

Im Vergleich zu 2014 sei 2016 knapp 20 Prozent mehr Röstkaffee in Kaffeekapseln verbraucht worden. Nach Einschätzung der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation sei dies ein besorgniserregender Trend, der durch fragwürdige Aussagen zum Recycling von Aluminiumkapseln und zur vermeintlichen Nachhaltigkeit von biologisch abbaubaren Kapseln verstärkt werde.
„Wir haben nachgemessen: Für die Verpackung von einem Kilo Kaffee in Kapseln verbraucht der Marktgigant Nestlé rund 170 Gramm Aluminium. Damit mutieren die mit George Clooney beworbenen Kaffeekapseln zum Sinnbild einer dekadenten Wegwerfgesellschaft. Die bunten, auf edel getrimmten Einwegkapseln sind wahre Ressourcenfresser, sie belasten das Klima und die Umwelt. Den Industrieunternehmen verschaffen die Kapseln Milliardengewinne. Wir brauchen ein Ende von Einweg und eine Rückbesinnung auf Abfallvermeidung und Mehrweg – gerade auch beim Kaffee“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Besonders ärgerlich sei die Werbung mit „biologisch abbaubaren Kaffeekapseln“, die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben werden. Versprechungen wie ‚ökologisch‘, ‚biologisch‘ oder ‚abbaubar‘ sollten Verbraucher dazu verführen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden. „Es ist schlichtweg nicht wahr, wenn behauptet wird, Kaffeekapseln seien wegen deren biologischer Abbaubarkeit umweltfreundlich. Für deren Herstellung müssen zumeist Nutzpflanzen angebaut werden und der schnelle biologische Abbau funktioniert meist nur unter labortechnischen Bedingungen, aber nicht in der Umwelt. Biologisch abbaubare Kaffeekapseln verändern nichts an einem unnötigen, abfallintensiven und klimabelastenden Verpackungssystem“, sagt Thomas Fischer, Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft.

„Mit der Entsorgung biologisch abbaubarer Kaffeekapseln in der Biotonne gibt es große Probleme. Kompostierer können nicht unterscheiden, ob es sich um normales Plastik oder Biokunststoff handelt und sortieren Störstoffe meist von vornherein aus, um diese anschließend in Verbrennungsanlagen entsorgen zu lassen“, erklärt Fischer. Bei den meisten von der DUH gefundenen Kapselsystemen beziehe sich die Zertifizierung als „biologisch abbaubar“ auf bestimmte industrietechnische Bedingungen, die in der Natur und auch in vielen Kompostanlagen nicht gegeben sind.
Würden biologisch abbaubare Kaffeekapseln von Verbrauchern in der gelben Tonne entsorgt, könnten diese derzeit nicht korrekt aussortiert werden und landeten in der Abfallverbrennung. Bei der Verbrennung gehe der größte Teil der Energie, der zur Herstellung des Kunststoffes notwendig gewesen ist, verloren und der hergestellte Rohstoff ebenfalls.

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