Hoffnungsschimmer bei den Autobauern

Nach Monaten des freien Falls schöpfen die deutschen Autobauer erstmals wieder leise Hoffnung. Daimler und BMW meldeten für den Juni im Jahresvergleich zwar nach wie vor Absatzrückgänge von knapp 7 beziehungsweise 13 Prozent, gemessen an den desaströsen Vormonaten war dies aber ein Schritt nach vorn. Volkswagen und seine Tochter Audi schafften im Juni sogar ein leichtes Plus. Von einer Trendwende will momentan jedoch noch keiner so recht sprechen.

„Es gibt erste Anzeichen für eine leichte Erholung auf den Automobilmärkten“, sagte zum Beispiel BMW-Vertriebschef Ian Robertson bei Bekanntgabe der Juni-Zahlen. „Ob dieser Trend nachhaltig ist, bleibt jedoch abzuwarten“, warnte er. Denn momentan schönen staatliche Konjunkturprogramme wie die Abwrackprämie in Deutschland die Bilanz. Nicht wenige fürchten ein böses Erwachen nach dem staatlich subventionierten Nachfrageschub.

Der kurzfristige Erfolg der Prämie ist unbestritten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet in diesem Jahr in Deutschland mit einem Spitzenabsatz von 3,5 Millionen Neuwagen – 600 000 mehr als noch Ende 2008 erwartet. Auch andere Länder haben mittlerweile nachgezogen und bieten Kaufanreize beim Tausch der alten Rostlaube gegen ein neues Produkt. Ein Beispiel ist hier China, das mit Steuervergünstigungen beim Neuwagenkauf lockt. Alle deutschen Hersteller feierten dort zuletzt ein kräftiges Plus bei den Verkaufszahlen.

Doch die anfängliche Euphorie ist auch bei den Herstellern mittlerweile einer gesunden Skepsis gewichen. „Wir sehen, dass sich der Hype um dieses Thema beruhigt hat“, sagt Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer. Im bisherigen Jahresverlauf habe Audi 20 000 Fahrzeuge dank der Abwrackprämie an den Mann gebracht, bis Ende des Jahres rechne er nur noch mit 8000 weiteren Verkäufen. Außerdem fehle morgen, was heute verkauft werde. „Es kommt zu Verzerrungen und Vorzieheffekten.“ Das Schlimmste hält Schwarzenbauer dennoch für überstanden. „Wir glauben, dass der Tiefpunkt der Krise erreicht ist.“

Wie die deutschen Herstellern in den kommenden Monaten aus den Startlöchern kommen, wird ganz wesentlich von ihrer Modellpalette abhängen. Fast alle planen in den kommenden Monaten wichtige Neustarts. Die Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September in Frankfurt soll einen Vorgeschmack auf das liefern, was die Autokäufer in den kommenden Monaten erwartet.

Bei BMW zum Beispiel hängen große Hoffnungen auf dem kleinen Geländewagen X1. Seine Einführung ist für den 24. Oktober geplant. Er soll vor allem im Revier des erfolgreichen Tiguan von VW wildern. Am gleichen Tag steht auch der neue 5er Gran Turismo bei den Händlern, eine Kreuzung aus Limousine, SUV und Kombi. Beide Fahrzeuge dürften die Absatzbilanz der Münchner aufbessern, da sie komplett neu im Sortiment sind.

Audi erweitert seine Modellpalette nach unten. Im Frühjahr kommt der neue A1, dem Schwarzenbauer künftig einen durchschnittlichen Absatz von 80 000 Fahrzeugen pro Jahr zutraut. Und auch das Flaggschiff A8 soll in einer neuen Auflage kommen, um dem neuen 7er der Münchner Konkurrenz und der S-Klasse von Daimler Paroli zu bieten. Daimler positioniert momentan darüber hinaus seine neue E- Klasse in verschiedenen Varianten am Markt. So soll die Limousine in China ebenfalls im Herbst starten.

Doch auch aus Stuttgart kommen mittlerweile neue Töne. Produktionsvorstand Rainer Schmückle dachte am Mittwoch in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über eine Erweiterung der Modellpalette nach unten nach. „Wir werden stärker auch im Bereich zwischen 15 000 und 25 000 Euro spielen müssen“, sagte er. Auch der Kleinwagen smart könne wieder Zuwachs bekommen. „Der Viersitzer war doch grundsätzlich keine schlechte Idee.“ Es habe möglicherweise nur an der Umsetzung gehakt. (dpa)

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