Kassels Versuch in der Sackgasse?

Der Versuch der Stadtreinigung Kassel, den Hausmüll künftig über eine Nass- und eine Trockentonne zu entsorgen und zu verwerten wird von der Dualen System Deutschland GmbH nicht unterstützt. Verpackungsabfälle bleiben weiterhin im Gelben Sack. Steht der Versuch damit vor dem Aus?

DSD hat im Gespräch mit dem RECYCLING magazin darauf hingewiesen, dass bei dem Konzept der Stadtreinigung Kassel keine Verpackungsabfälle in der Trockentonne miterfasst werden dürfen, denn damit ginge man in Kassel deutlich über das Konzept „Gelbe-Tonne-plus“ hinaus, dass beispielsweise die Stadt Leipzig zusammen mit DSD und Alba seit einigen Jahren erfolgreich betreibt. Dort werden stoffliche Verpackungen und Nichtverpackungen, sowie Elektrokleingeräte in der Gelben Tonne direkt bei den privaten Haushalten erfasst, aber eben nicht Verpackungen in einer zusätzlichen Trockentonne.

Die Kassler Stadtreinigung hatte vor, auch Verpackungen in ihrer Trockentonne zu erfassen, sie tun es aber aufgrund der Intervention von DSD nicht. Momentan läuft der Versuch in Kassel in einem kleinen Stadtteil mit rund 2.000 Haushalten.

Die Stadtreiniger hatten auf Drängen der DSD die teilnehmenden Bürger dahingehend informiert, die Verpackungen weiterhin im Gelben Sack zu sammeln, der getrennt von der trockenen Tonne der Stadtreinigung Kassel abgeholt wird.

DSD hatte befürchtet, dass die Stadtreinigung Kassel über die Erfassung der Leichtverpackungen in ihrer Trockentonne, diesen Stoffstrom dauerhaft den dualen Systemen entziehen könnte. Im Hause des Marktführers unter den dualen Systemen befürchtet man daher eine Rekommunalisierung der Leichtverpackungen. Dies ginge aber nur mit Zustimmung aller dualer Systembetreiber.

Außerdem bezweifelt DSD, das das Kasseler Projekt zu einer höheren Wertstoffausbeute als beim Gelben Sack führen wird. Ökologische Vorteile kann der duale Systembetreiber zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls nicht erkennen. So sei es beispielsweise unsinnig, verschmutzte Windeln oder Staubsaugerbeutel über die Nassfraktion zu entsorgen. Im Endergebnis würde kompostierbares Material dadurch verunreinigt, so dass es nicht mehr in Kompostanlagen und/oder mechanische biologische Aufbereitungsanlagen weiter verwertet werden kann, sondern in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden müsste.

Pikanterweise ist ausgerechnet die Stadtreinigung Kassel bis 2010 der Vertragspartner von DSD bei der Erfassung von Leichtverpackungen, die alle drei Jahre aufs Neue ausgeschrieben wird.

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.