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Notstand bei Versicherungen

Das Thema Versicherung ist in der Recyclingwirtschaft schon lange kritisch. Der Bericht „Deckungsnotstand in der Gewerbe- & Industrieversicherung“ des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler und der Versicherungsforen Leipzig macht deutlich, dass sich die Lage weiter verschlechtern könnte.
Foto: pixabay
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Die aktuelle Absicherungssituation im Industriegeschäft werde von etwa der Hälfte der Makler*innen als schwierig und von 29 Prozent sogar als sehr schwierig bezeichnet. Beim Gewerbegeschäft sieht knapp die Hälfte punktuelle Engpässe. Dies betreffe vor allem Sachrisiken wie Feuer, Explosion, Blitzschlag und Leitungswasser. Zudem seien bestimmte Branchen stärker von den Engpässen betroffen. Dies gelte etwa für die Abfallwirtschaft, bei denen 66 Prozent der Befragten Engpässe sehen. Ebenfalls betroffen sind die Rohstoffwirtschaft (38 Prozent) sowie Lager- und Logistikbetriebe (34 Prozent).

Dabei sei die Höhe der Versicherungssumme gar nicht der entscheidende Faktor. Vielmehr spielten die jeweiligen Branchen mit ihren spezifischen Risiken die wesentliche Rolle. Daher könnten in den besonders risikoreichen Branchen auch bei sehr niedrigen Versicherungssummen Engpässe auftreten. Als Ursachen für die Engpässe wurden unter anderem reduzierte Kapazitäten, der strategische Rückzug der Versicherer aus bestimmten Bereichen, höhere Anforderungen an Brandschutz und Sicherheit, eine geringere Risikobereitschaft sowie veränderte Rückversicherungsbedingungen genannt. Betont wurde auch, dass sich in Branchen wie Holzverarbeitung, Recycling, Metall, Lebensmittel und Kunststoffen das Absicherungsrisiko deutlich erhöht habe. „Die Befragten sehen die Absicherung für Recycling- und Abfallwirtschaftsbetriebe als extrem schwierig an, primär bedingt durch hohe Brandrisiken und einen massiven Rückzug der Versicherer aus diesem Segment“, heißt es in der Studie.

Für die Kundinnen und Kunden würden sich daraus erhebliche Belastungen ergeben. Diese würden unter anderem steigende Prämien, höhere Selbstbeteiligungen und verschärfte Brandschutzauflagen umfassen. „Unternehmen müssen zunehmend Unterversicherung in Kauf nehmen, wodurch ein Teil des versicherungstechnischen Risikos bei ihnen verbleibt“, heißt es in der Studie. Problematisch sei zudem, dass einerseits Investitionen in den Brandschutz unerlässlich seien, der für eine Kreditfinanzierung notwendige Versicherungsschutz aber nicht gewährt werde.

Zudem hätten die Kapazitätsengpässe in der Industrie- und Gewerbeversicherung erhebliche Folgen für den Wirtschaftsstandort. So käme es zu Abwanderungen von Produktion und Standorten in Länder mit besserer Versicherbarkeit. „Viele sehen darin eine generelle Schwächung der deutschen Wirtschaft und einen Beitrag zur Deindustrialisierung, da der Standort für Unternehmen und Investoren unattraktiver wird“, so die Studie. Zudem würde ein fehlender Versicherungsschutz Investitionen und Innovationen hemmen. Die Engpässe würden zudem zu höheren Kosten führen, wovon vor allem der Mittelstand betroffen sei. Darauf würden Unternehmen zunehmend mit dem Ausweichen auf internationale Versicherer oder alternative Risikomodelle reagieren.

Die wesentlichen Lösungsansätze der Makler*innen bestünden in verstärkten Kooperationen mit größeren Maklern und Dienstleistern, die Nutzung alternativer Risikoträger wie Beteiligungsmodelle und Assekuradeure sowie eine starke Fokussierung auf Präventionsmaßnahmen. Vor allem dem Beteiligungsgeschäft würde eine steigende Bedeutung beigemessen. Grundsätzlich würde die Anzahl der Beteiligten pro Police steigen. Damit nehme auch der Aufwand für die Makler zu. Die größte Herausforderung seien dabei die unterschiedlichen Prämiensätze der Versicherer (73 Prozent), unterschiedliche Versicherungsbedingungen und Deckungskonzepte (57 Prozent) und ein steigender Mehraufwand aufseiten der Maklerinnen und Makler (45 Prozent).

Fast alle Befragten gaben an, dass Präventionsmaßnahmen an Bedeutung gewinnen. Dabei seien viele Kunden zwar bereit, für eine bessere Versicherbarkeit zu investieren. Allerdings würden die zum Teil hohen Kosten gescheut. Außerdem gebe es Zweifel, ob die Investitionen durch die Versicherer wirklich mit besseren Konditionen honoriert werden.

Quelle: RECYCLING magazin
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