Neue Workwear aus Rezyklat

Weniger als 1 % der produzierten Textilien werden derzeit zu neuen Textilien recycelt, und etwa 50 % werden downgecycelt, verbrannt oder auf Deponien gelagert.
Copyright: Fristads

Wie kann die Menge der recycelten Textilien erhöht werden? Fristads, Hersteller von Arbeitskleidung, will mit dem Projekt „Close the Loop“ demonstrieren, wie durch das Recycling von alter Arbeitskleidung neue, nachhaltige Kleidungsstücke entstehen. Mit aktuell 15 % recyceltem Material in der neuen Kollektion setzt Fristads ein starkes Zeichen für reduzierten Abfall, geringere Emissionen und Wasserverbrauch. Dieses Modell, erfolgreich mit einem Kunden in den Niederlanden umgesetzt, illustriert den Weg zu einer vollständig kreislauforientierten Wirtschaft.

Schweden, die Heimat von Fristads, ist das zweite Land in der Europäischen Union, das Gesetze zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien und Bekleidung verabschiedet hat. Die neuen Richtlinien traten am 1. Januar 2022 in Kraft, wobei die Lizenzierung von Sammlungen seit Anfang dieses Jahres 2024 gestartet ist.

Obwohl diese Ideen auch von vielen hierzulande unterstützt werden, scheint der Weg dahin noch lang zu sein. Die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und der nötigen Wettbewerbsfähigkeit wird auch in den kontroversen Diskussionen zum EU-Lieferkettengesetz deutlich.

Auf mehreren Märkten fuhrt Fristads gemeinsam mit ausgewählten Kunden Projekte durch, allen voran in den Niederlanden und Schweden. Dies sind auch die beiden Märkte, in denen bisher das größte Interesse besteht. Die Initiativen zielen darauf ab, abgenutzte Arbeitskleidung einem neuen Zweck zuzuführen und das Potenzial der Ressourcen voll auszuschöpfen, entweder durch Upcycling oder Downcycling. Bis 2025 sollen 50 % des Fristads Sortiments aus nachhaltigeren Materialien bestehen. Nach heutigem technischem Stand können nur 15 % der Abfälle in einem neuen Kleidungsstück verwendet werden, da die Spezifikationen für die Starke des Garns festgelegt sind.

Fristads beliefert das niederländische Post- und Logistikunternehmen PostNL seit Jahren mit seinen Poloshirts. Dank eines Pilotprogramms werden diese Shirts nun gesammelt und zu neuen Kleidungsstücken recycelt. Ungefähr 15 % des Materials der neuen Kollektion besteht aus alten PostNL-Hemden, die geschreddert und zu einem neuen Stoff recycelt wurden.

Dass wir die Ressourcen nicht weiter nutzen können, als ob sie unbegrenzt waren, weiß eigentlich jeder. Aber nicht jeder ergreift die notwendigen Maßnahmen, weil es wirtschaftlich bisher nicht machbar ist. Die Gesetzgebung ist der einzige Weg, den Prozess zu beschleunigen.
Das wird deutlich, wenn man einen Blick auf unsere Nachbarländer wirft. Seit Juli 2023 hat die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in den Niederlanden weitreichende Änderungen für Produzenten und Importeure gebracht. Auch Belgien tragt mit Initiativen wie Circletex, einem freiwilligen EPR, zur Forderung der Kreislaufwirtschaft bei. Durch ein nationales Sammelsystem, das Textilabfälle recycelt, positioniert sich Belgien als Vorreiter für nachhaltige Praktiken in Europa. Deutsche Unternehmen, die den belgischen Markt betreten möchten, stehen vor spezifischen Herausforderungen und müssen bereit sein, ähnliche Verpflichtungen einzugehen, um die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft effektiv zu erfüllen. In Frankreich darf seit 2022 keine unverkaufte Ware mehr zerstört werden. Zukünftig darf nur derjenige Textilien in Verkehr bringen, der seine Produkte lizenziert hat und die Verantwortung für den kompletten Lebenszyklus des Produkts übernimmt.

Eine Kreislaufwirtschaft würde das lineare Modell von „Ressourcen in der Natur abbauen – verarbeiten – konsumieren – wegwerfen“ überwinden. Allerdings werden Geschäftsmodelle ausgebremst, die auf einen stets wachsenden Absatz von physischen Produkten setzen. Doch auch in der Kreislaufwirtschaft können Unternehmen wachsen. Dafür muss jedoch in langfristigen Modellen gedacht werden und nicht von einem Quartal ins Nächste, denn Kreislaufwirtschaft ist ein langfristiges Modell. Eine holistische Perspektive ist zwingend notwendig, auch Zulieferer und Co. müssen mitspielen.

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