Neue Studie zum Umgang mit Ersatz- und Festbrennstoffen in der EU

Das Duisburger Beratungsunternehmen MVW Lechtenberg & Partner hat im Auftrag der Europäischen Investitionsbank (EIB) eine Studie über den aktuellen Einsatz von Abfallbrennstoffen in der Europäischen Union erstellt.
Foto: ArtTower; pixabay.com

Ersatzbrennstoffe (EBS) einschließlich fester Ersatzbrennstoffe (SRF) ersetzen derzeit etwa 52 % des Wärmeenergiebedarfs der europäischen Zementindustrie.

Die Studie bewertete den aktuellen Einsatz von Abfallbrennstoffen in der Industrie sowie die technischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Einflüsse auf deren zukünftige Nutzung.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtmenge der Ersatzbrennstofferzeugung in mehreren EU-Mitgliedstaaten (MS) niedriger ist als die potenzielle maximale Aufnahme. Es hat den Anschein, dass der Einsatz von Ersatzbrennstoffen in energieintensiven industriellen Prozessen etwa zwei- bis dreimal höher sein könnte als derzeit und 1,5-mal höher als die geschätzte zukünftige Erzeugung von Ersatzbrennstoffen.

Zu den weiteren wichtigen Ergebnissen gehört, dass in einigen Mitgliedstaaten die Nutzung von Ersatzbrennstoffen derzeit deutlich geringer ist als die Menge der erzeugten Ersatzbrennstoffe, was dazu führt, dass erhebliche Mengen potenziell wertvoller Ressourcen auf Deponien verbracht und die Deponien früher als nötig aufgefüllt werden.

  • Zement- und Kalkhersteller können bis zu 85 % ihres derzeitigen Energiebedarfs aus festen fossilen Brennstoffen durch Ersatzbrennstoffe ersetzen, sofern die geforderten qualitativen und quantitativen Spezifikationen eingehalten werden.
  • Viele potenzielle Endverbraucher von Ersatzbrennstoffen (z. B. die Zement- und Kalkindustrie, Kohlekraftwerke) sind besorgt über mögliche Betriebsstörungen aufgrund der häufig uneinheitlichen Qualität von Ersatzbrennstoffen (die in Bezug auf ihren Heizwert und ihren biogenen Kohlenstoff-, Wasser-, Chlor- und Quecksilbergehalt variieren können) im Vergleich zu stärker standardisierten fossilen Brennstoffen, gepaart mit Unsicherheiten hinsichtlich der Verfügbarkeit von Rohstoffen. Dies führt dazu, dass potenzielle EBS-Verbraucher trotz der höheren Energiekosten und Emissionen weiterhin fossile Brennstoffe für den Betrieb ihrer Hauptproduktionslinien verwenden.
  • Um die Qualitätsanforderungen der Endverbraucher zu erfüllen und die Rentabilität zu gewährleisten, müssen die Hersteller von Ersatzbrennstoffen strenge Qualitätskontrolltechniken anwenden, die häufig zusätzliche Investitionen in spezielle technische Ausrüstung erfordern. Neue Entsorgungsanlagen können von Anfang an relativ hohe Investitionen erfordern.
  • Auch für die Anwender von Ersatzbrennstoffen erfordert die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf Ersatzbrennstoffe oft zusätzliche Investitionen, die sich jedoch amortisieren.
  • Die Substitution fossiler Brennstoffe durch Ersatzbrennstoffe kann dazu beitragen, die EU-Einfuhren fossiler Primärbrennstoffe zu verringern und damit die CO₂-Emissionen zu verringern und zur Erreichung der EU-Deponieziele beizutragen. Der Nutzen für die Umwelt liegt auf der Hand.
  • Aus legislativer Sicht wird die Nutzung von Ersatzbrennstoffen durch energieintensive Betreiber hauptsächlich durch Abfallbeseitigungssteuern beeinflusst (da höhere Deponie- und/oder Verbrennungssteuern zu einer höheren Nutzung von Ersatzbrennstoffen führen können) und kann auch durch künftige Änderungen des Emissionshandelssystems (ETS) beeinflusst werden, wie z. B. die mögliche Einbeziehung der Verbrennung von Siedlungsabfällen in das ETS.

Schließlich können sich die Anhebung der EU-Recyclingziele und die Umsetzung des Grundsatzes der Abfallhierarchie negativ auf die Qualität der Ersatzbrennstoffe (einschließlich ihres Heizwerts) und damit auf ihre Aufnahme auswirken.

Gerade das chemische Recycling von Kunststoffen wird einen erheblichen Einfluss auf die Verfügbarkeit von heizwertreichen Ersatzbrennstoffen habe, da, – die bisher thermisch verwerteten Abfälle – zukünftig aus diesen Abfallströmen separiert und höherwertig chemisch verwertet und dem Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden, so Dirk Lechtenberg, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens.

Auch sieht Lechtenberg „einen beginnenden „Run auf Biomassen“ speziell Althölzern, die als Ersatzbrennstoff zukünftig in größeren Mengen eingesetzt werden, um die fossilen Brennstoffemissionen in der Industrie zu senken.“

Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden.

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