Bessere Preise dank innovativer Restabfallverwertung

Nach rund zweijährigem Ausbau der Mertesdorfer Abfallbehandlungsanlage bricht in der regionalen Abfallwirtschaft eine neue Ära an.
Querschnitt durch die MARS-Anlage mit Sortieranlage und Lagerhalle Bild: A.R.T.

Seit 14 Jahren behandelt der A.R.T. in Mertesdorf bei Trier erfolgreich den nassen Hausmüll aus vier Landkreisen und der Stadt Trier, so dass daraus am Ende ein Brennstoff erzeugt wird.

Nun hat der Zweckverband dieses Konzept durch den Einsatz innovativer Technik bei der Sortierung weiterentwickelt. Eine hochmoderne Sortieranlage sorgt seit einigen Monaten dafür, dass das getrocknete Abfallgemisch noch weiter getrennt und damit besser verwertet werden kann. So leistet die Anlage des A.R.T. nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung, sondern auch zur Stabilisierung der Abfallgebühren in der Region.

Bereits seit 2007 geht der Restabfall in der Region Trier einen anderen und besonderen Weg. Anstatt ihn einer schlichten Müllverbrennung zuzuführen, werden die Abfälle in der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) zerkleinert und ohne Zuführung von Fremdenergie getrocknet. Aufgrund dieser Art der Vorbehandlung wurden in den vergangenen 13 Jahren unterschiedlichste Forschungsvorhaben auf nationaler und europäischer Ebene in Mertesdorf umgesetzt, die die Verwertungspotenziale des Restabfalls untersuchten. Hierbei ging es unter anderem um die Aussortierung von Kunststoffen, die Verwertungspotenziale der verbleibenden Biomasse im Restabfall und die Frage der Verwertung von Zigarettenfiltern.

In der MBT wird die natürliche Rottewärme des Abfalls zur Trocknung genutzt. Der so vorbehandelte Abfall mit einer Restfeuchte von weniger als 12% lässt sich optimal sortieren. Bis dato wurden neben Eisen, Messing, Edelstahl und Kupfer auch Aluminium aussortiert. Diese können als Rohstoff wiederverwertet werden. Übrig blieb ein Ersatzbrennstoff mit dem Heizwert heimischer Braunkohle, der in Kraftwerken als Ersatz für fossile Brennstoffe zum Einsatz kam. Für diesen Ersatzbrennstoff erhielt der A.R.T. zwar kein Geld, aber die Kosten der thermischen Verwertung waren um durchschnittlich 100 Euro/Tonne geringer als bei unbehandeltem Restabfall. Durch die Vorbehandlung und Aussortierung der Metalle wurde zudem die Masse um bis zu 40% reduziert, was neben finanziellen Einsparungen beim Transport auch CO2-Einsparungen bedeutete und damit einen positiven Einfluss auf die Ökobilanz hat.

Die wiederholten Forschungsvorhaben zeigten die Potenziale der bereits vorhandenen Technik, um zusätzliche Rohstoffe zu gewinnen und den Output der Anlage zu optimieren. Das im Jahr 2015 der Öffentlichkeit im Rahmen eines Tags der offenen Tür vorgestellte Forschungsprojekt MARSS, welches von der Europäischen Union mit mehreren Millionen an Fördergeldern unterstützt wurde, war der Wegbereiter für die nun in Betrieb genommene Nachsortieranlage. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens MARSS stand die Aufsplittung des vorbehandelten Abfalls in unterschiedliche Fraktionen anhand ihrer Korngröße.

Am Anfang der jetzt getätigten Investition stand für den Zweckverband A.R.T. die Frage: „Wie können wir die Menge an zu verbrennendem Restabfall reduzieren, dabei die Anzahl der aus dem Abfallgemisch zu gewinnenden Wertstoffe maximieren, und gleichzeitig die Kosten stabil halten?“ so Max Monzel, Verbandsdirektor des A.R.T.. In der neuen Anlage wird nach der Metallabscheidung mit Hilfe eines Siebschnitts bei 40 Millimetern zunächst eine sogenannte „Inertfraktion“ aussortiert. Darunter versteht man reaktionsunfähiges Material wie Glas, Steine und Sand. Dieses Material wird auf die neben der Anlage gelegene Deponie verbracht und im Rahmen der Sanierung der Altdeponien als Baustoff eingesetzt. Ein weiterer Baustein der Aufbereitungstechnik separiert eine trockene Biomasse aus dem Abfallgemisch, welche gegenwärtig in Kooperation mit den Stadtwerken Trier und der Kommunalen Klärschlammverwertung Region Trier AöR auf ihre regionalen Verwertungspotentiale hin untersucht wird. Wesentlicher Einflussfaktor ist dabei die CO2 Neutralität der Biomasse.

Durch diese umfassende Sortierung schafft die neue Anlage die Voraussetzung dafür, einen größeren Absatzmarkt für die produzierten Brennstoffe zu erschließen. Zudem ist die neue Technik nicht nur in der Lage, unterschiedlichste Materialien auszusortieren, sie kann auch die Brennstoffe exakt auf die gewünschten speziellen Eigenschaften der jeweiligen Abnehmer konfigurieren. Im Ergebnis geht es nicht mehr um die Verbrennung von Restabfall, sondern um die Generierung von Wertstoffen und Brennstoffen.

Dass sich der A.R.T. durch diese innovativen Investitionen auf einem erweiterten Absatzmarkt bewegt, hat nicht nur positive Effekte auf die Umwelt, sondern auch auf die Kosten für den Gebührenzahler. Die aktuellen Ausschreibungsergebnisse zeigen, dass die angebotenen Materialien am Markt auf großes Interesse stoßen. „Der Absatz wird leichter und günstiger, weil wir unterschiedliche Absatzmärkte flexibel bedienen können“, fasst Monzel zusammen. Um die Müllgebühren stabil zu halten, ist das ein wichtiger Faktor. Durch die neuen technischen Möglichkeiten sind die für die Abnahme der Brennstoffe zu bezahlenden Preise, wie im Wirtschaftsplan für das Jahr 2021 schon prognostiziert, in den aktuellen Ausschreibungen deutlich gesunken. Die Bemühungen der letzten Jahre tragen Früchte.

Ein weiterer Vorteil besteht in der effizienteren Verwertung von Metallen, deren Verkauf beim A.R.T. auf der Einnahmenseite steht. Mit der neuen Technik können nun auch kleinste Metallteile aussortiert und dem Recycling zugeführt werden. Die nächste Herausforderung für die Anlage in Mertesdorf ist die Separierung von Kunststoffen aus dem Restabfall, um auch hier einen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten und Wertstoffe im Nutzungskreislauf zu halten. Neben positiven Umweltaspekten ist das oberste Ziel bei der Einführung der neuen Technik, die steigenden Marktpreise für die Verbrennung von Abfällen auszugleichen und so die Müllgebühren für die Bürger möglichst stabil halten zu können.
Der A.R.T. rechnet damit, dass sich die Investition von 17 Mio. Euro in acht Jahren bezahlt gemacht hat und gleichzeitig ab dem ersten Tag einen positiven Effekt auf die Müllgebühren hat. Entstanden sind seit Baubeginn 2019 eine neue Verladehalle für die Ersatzbrennstoffe, eine zweite Lagerhalle für Metalle, Sand, Glas und Steine sowie die neue Sortieranlage.

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