Neue Entsorgungswege für Norddeutschland

Wasser- und Abfallrecht, Düngemittelverordnung und Klärschlammverordnung schränken ins besondere die Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft immer weiter ein.
Baufeld der künftigen KVA am Standort Buschhaus (Quelle: EEW)

Unterstützt durch das schleswig-holsteinische Landesministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung haben dazu am Montag auf einer Fachtagung der Deutschen Fachgesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) in Lübeck Experten aus Politik und Wirtschaft über die Nutzung organischer Wirtschaftsdünger und den Einsatz von Sekundärdüngern diskutiert.

Dabei ging es im Kern darum, erklärt Rolf Kaufmann, Leiter des Geschäftsfeldes Thermische Klärschlammverwertung von EEW Energy from Waste (EEW), vor dem Hintergrund der aktuellen rechtlichen Beschränkungen Auswege aus der Flächenkonkurrenz von Gülle, Mist und Klärschlamm um ein und denselben Quadratmeter Ackerfläche zu finden.

Strengere Anforderungen für die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung aufgrund der novellierten Düngemittelverordnung und die novellierte Klärschlammverordnung, die ab 2029 die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung vorschreibt, sowie die insbesondere in Norddeutschland zu hohe Nitratbelastung der Böden führen dazu, dass Klärschlamm heute kaum noch landwirtschaftlich verwertet wird. „In einigen Regionen herrscht bereits ein Entsorgungsnotstand“, sagt Kaufmann. EEW habe deshalb in einem ersten Schritt in dafür geeigneten thermischen Abfallverwertungsanlagen der Gruppe die Mitverbrennungskapazität für Klärschlamm erhöht. Dieser Verwertung seien aber, so Kaufmann weiter, technische Grenzen gesetzt. Klärschlamm sei wegen des hohen Wassergehaltes nicht direkt brennbar und müsse im Abfallbunker gut mit dem Hausmüll durchmischt werden. Nur so sei ein optimaler Verbrennungsvorgang sichergestellt.

Auf Dauer werden die von der EEW-Gruppe im niedersächsischen Helmstedt, in Stapelfeld nahe Hamburg und im mecklenburgischen Stavenhagen geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen Entsorgungssicherheit bringen. Mit der Anlage in Helmstedt, die für 160.000 Tonnen Klärschlamm-Originalsubstanz ausgelegt ist, ließen sich 20 Prozent des Klärschlamms in Niedersachen, mit der Anlage in Stapelfeld die Hälfte der Schlämme Schleswig-Holsteins und mit der Anlage in Stavenhagen theoretisch das gesamte Klärschlammaufkommen Mecklenburg-Vorpommerns verwerten.

„In Helmstedt haben wir im Januar den Grundstein gelegt und werden Ende 2021 in Betrieb gehen. In Stapelfeld und Stavenhagen sind wir im Genehmigungsverfahren. Vorbehaltlich der Erteilung der behördlichen Genehmigung wollen wir noch in diesem Jahr in Stapelfeld mit dem Bau beginnen. Für Stavenhagen rechnen wir mit dem Baubeginn in 2021“, sagt Rolf Kaufmann. Wichtig sei, dass EEW gegenüber seinen Kunden deutlich vor 2029 die Verantwortung für das Recycling der lebensnotwendigen Ressource Phosphor übernehme. Phosphor als synthetisch nicht herstellbarer Rohstoff ist als Phosphat in der Klärschlammasche mit einem Gehalt von etwa 20 Prozent enthalten.

„Wir wollen eine Asche bereitstellen, aus der mehr als 90 Prozent Phosphat zurückgewonnen werden können“, bekräftigt Kaufmann. Erfülle Deutschland ab dem Jahr 2029 die gesetzlich festgelegte Rückgewinnungsquote von mindestens 80 Prozent – dies haben Untersuchungen des Umweltbundesamtes gezeigt – sei mit etwa 30.000 bis 40.000 Tonnen Phosphor pro Jahr in Form von Phosphatrezyklaten zu rechnen. Deutschland würde damit seine Importabhängigkeit in einem erheblichen Umfang mindern. EEW habe dafür Partner gewonnen, deren abfallfreie Verfahren es ermöglichen, aus den Aschen Phosphat als pflanzenverfügbaren Dünger zurückzugewinnen und erneut in den Nährstoffkreislauf einzuspeisen.

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