Millionen-Betrug mit verschrotteten Euro-Münzen

Stewards der Lufthansa haben mit alten Münzen Millionen Euro ergaunert. Die Bundesbank soll mit der Wiedereinführung bereits verschrotteter Euro-Münzen um rund sechs Millionen Euro betrogen worden sein, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilt. Dieser Betrug hätte leicht verhindert werden können, wenn die Bundesbank etablierte Recyclingwege in Deutschland beziehungsweise Europa gewählt hätte, betont der Verband Deutscher Metallhändler (VDM).

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ließ eigenen Angaben zufolge fünf Beschuldigte verhaften und einen weiteren Verdächtigen festnehmen. Es bestehe der Verdacht, dass die Beschuldigten über eine oder mehrere Quellen in China verfügen, die sie mit zusammengesetzten 1- und 2- Euro-Münzen beliefern, teilt die Frankfurter Staatsanwaltschaft weiter mit. Zumeist sei bei diesen Münzen wahrscheinlich bereits in Europa der inneren, silberne Teil (im Fachjargon „Pille“ genannt) vom äußeren goldenen Ring industriell getrennt und dann als Münzschrott nach China verkauft worden. Hier seien Pille und Ring wieder zusammengefügt und der Bundesbank zum Umtausch als angeblich beschädigte Münzen angedient.

Die Bundesbank tauscht als einzige Bank in Europa kostenfrei beschädigte Münzen ein und erstattet den vollen Wert derselben. Die Münzen müssen in einen sogenannten Safebag eingefüllt werden, den man im Internet erwerben kann und der für 1- oder 2- Euro-Münzen jeweils im Wert von 1.000 Euro normiert ist. Die Bundesbank kontrolliert den Wert in erster Linie durch Wiegen und macht noch stichprobenartig eine Sichtkontrolle. Danach wird der Gesamtbetrag auf das Konto des Einreichers überwiesen oder aber der Einreicher kann das Geld über ein bundesbankinternes Konto abrufen.

Kein Tatverdacht gegen Mitarbeiter der Bundesbank

Den Beschuldigten wirft die Staatsanwaltschaft vor, die zusammensetzten Münzen oder Münzteile, die zum Teil über vier Flugbegleiter, die keine Gewichtseinschränkung bei ihrem Reisegepäck hatten, nach Deutschland gebracht worden waren, in Frankfurt bei der Bundesbank eingereicht zu haben. Teilweise seien im Hinblick auf die Sichtkontrollen auch noch gültige Münzen untergemischt worden. Es bestehe der Verdacht, dass im Zeitraum von 2007 bis November 2010 29 Tonnen Münzen, die einen Nennwert von 6 Millionen Euro haben, auf diese Weise eingetauscht wurden.

Fünf der sechs Festgenommenen, bei denen es sich um die Einreicher der Münzen bei der Bundesbank handelt, wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft dem Ermittlungsrichter vorgeführt und in Untersuchungshaft genommen. Der sechste Beschuldigte werde heute dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Das Einreichen der zusammengesetzten Münzen sei strafrechtlich neben Betrug als Inverkehrbringen von Falschgeld zu werten, da es sich bei diesen Münzen nicht mehr um ein gültiges Zahlungsmittel handele. Ein Tatverdacht gegen Mitarbeiter der Bundesbank bestehe nicht, betont die Staatsanwaltschaft.

VDM: „Recycling in Europa hätte Schrottmünzen-Betrug verhindert“

„Bei der Umstellung auf den Euro haben unsere Mitgliedsunternehmen mehrere Millionen Münzen aus ganz Europa recycelt, ohne dass es zu Problemen gekommen ist“, betont der Stellvertretende VDM-Vorsitzende Peter Haslacher. Gerade in so sensiblen Bereichen wie dem Münz-Recycling dürfe man nicht so genannten „Billig-Recyclern“ hinterherlaufen. „Wir haben in Europa hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards bei unseren Metall-Recyclingunternehmen, diese nicht zu nutzen ist völlig unverständlich“, betonte Haslacher mit Blick auf das Verhalten der Deutschen Bundesbank. „Der auf den ersten Blick billigste Weg hat sich wieder einmal als ein teurer Irrweg erwiesen“.

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