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Stahlrecycling: Coronavirus-Pandemie führt zu schweren Marktverwerfungen

Beim traditionellen Rückblick auf den Schrottmarkt des vergangenen Jahres betonte bvse-Vizepräsident Sebastian Will, dass die Wirtschaft schon vor der Coronavirus-Krise mehrere außergewöhnliche Belastungen verkraften musste, die sowohl die Konjunktur belastet als auch die Marktteilnehmer verunsichert haben.
C. Nöhren, pixelio.de
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Hervorzuheben sind der Handelsstreit der USA mit China, der EU und dem Rest der Welt, der Brexit sowie die geopolitischen Unruhen, allen voran in Syrien. Der zunehmende Protektionismus reduzierte die Wirtschaftsleistung in den betroffenen Ländern, da alle US-Maßnahmen entsprechende Reaktionen der Handelspartner auf den Plan gerufen haben.

Die Rohstahlproduktion, die für die Konjunktur eine Lokomotivfunktion hat, ist in Europa nach den vorläufigen Zahlen des Weltstahlverbandes Worldsteel im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf 158,8 Mio. Tonnen gefallen, in Deutschland gemäß Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl sogar um 6,5 Prozent auf 39,7 Mio. Tonnen. Das erste Halbjahr 2019 verlief für die deutsche Schrottwirtschaft bei einem Rückgang der Rohstahlproduktion um rund 5 Prozent bei normalen Exportmöglichkeiten verhalten. Im zweiten Halbjahr sank die Rohstahlproduktion um 8 Prozent und die Wirtschaft begann sich merklich abzukühlen, mit Folgen für den Schrottmarkt. Laut bvse-Schätzung haben die Stahlwerke 4,8 Prozent weniger Schrott eingesetzt, laut BDGuss die Gießereien sogar 11,5 Prozent weniger als 2019.

Dazu erklärte Sebastian Will: „Der Schrottmarkt war im 2. Halbjahr 2019 sehr angespannt, was vor dem Hintergrund der hohen Verunsicherung der Marktteilnehmer in einigen Monaten zu Fehleinschätzungen der tatsächlichen Marktlage geführt hat. Die von Verbrauchern angebotenen Zu- oder Abschläge hatten zum Teil eine geringe Halbwertzeit. Sie lösten jedoch Entscheidungen aus, die Verwerfungen im Handelsmarkt nach sich gezogen haben. Angebot und Nachfrage konnten nicht immer in Einklang gebracht werden.“

Laut Will erhielten die konjunkturellen Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft, bestehend aus der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau, empfindliche Dämpfer, während die relativ robuste Baukonjunktur für eine zwar reduzierte, jedoch kontinuierliche Auslastung der Baustahlhersteller sorgte und damit einen gewissen kontinuierlichen Schrottbedarf sicherten. Bedauerlich ist, dass eine in Teilen industriefeindliche Klimapolitik zu Standortverlagerungen in Drittländer führt, wodurch nicht nur Arbeitsplätze verloren gehen, sondern auch Schrottbeschaffungs- und Absatzmöglichkeiten für Schrottwirtschaft bzw. die Stahl- und Gießereiindustrie. Einmal verlagerte Standorte können in den seltensten Fällen zurückgeholt werden und schwächen den Industriestandort Deutschland.

In dieser schwierigen Lage hat die Schrottbranche nun mit den außergewöhnlichen Marktverwerfungen zu kämpfen, die die Coronavirus-Pandemie ausgelöst hat. So ging das Altschrottaufkommen um 40 bis 60 Prozent zurück, allerdings brach auch die Schrottnachfrage ein, so dass der Schrott im April 2020 mit durchschnittlichen Abschläge von etwa 20 bis 25 Euro gehandelt wurde. „Wir hoffen jetzt darauf, dass die Industrie langsam wieder anläuft und Tritt fasst. Die Automobilindustrie und auch die Stahlindustrie fahren ihre Produktion derzeit wieder hoch. Wenn es nicht zu einer starken zweiten Infektionswelle, die das Wirtschaftsleben nochmals lahmlegt, kommt, rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte auf einen Schrottmarkt, der in normaleren Bahnen verlaufen wird“, erklärte Will abschließend.

Quelle: bvse

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