Plastics Europe: Dringender Handlungsbedarf für Industriestandort Deutschland

Die deutsche Industrie befindet sich mitten in ihrer historischen Transformation zur Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft.
(Quelle: Unsplash, Art Wall - Kittenprint)

Ausgerechnet in dieser herausfordernden Phase bringen die im internationalen Vergleich enorm hohen Stromkosten viele Unternehmen an die Grenzen ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Um Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen in die Transformation am Standort Deutschland zu sichern, braucht es – bis ausreichende Mengen erneuerbaren Stroms verfügbar sind – dringend einen zeitlich begrenzten und fairen Brückenstrompreis.

Die deutsche Industrie befindet sich derzeit in einer fundamentalen und umfassenden Transformation hin zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft. Unternehmen ersetzen fossile Energien wie Gas, Kohle und Öl durch Strom aus erneuerbaren Energien. Sie setzen auf den Umbau und die Elektrifizierung ihrer Produktionsanlagen. Und sie arbeiten in der Kunststoffindustrie an Produktdesigns und Technologien für mehr Recycling sowie für mehr Einsatz erneuerbarer Rohstoffe – Rezyklate, Biokunststoffe, CO₂ – für die Kunststoffherstellung aus nicht fossilen Quellen.

Dr. Ralf Düssel, Vorsitzender von Plastics Europe Deutschland zur Bedeutung dieser Transformation: „Ziele sind eine in geopolitisch unsicheren Zeiten deutlich größere Rohstoffunabhängigkeit, ein ressourceneffizientes Wirtschaften mit höherer Wertschöpfung und entscheidende Fortschritte beim Klimaschutz. Nur mit einer erfolgreichen Transformation wird es Deutschland gelingen, diese Ziele zu erreichen und somit international wettbewerbsfähig zu bleiben sowie ein nachhaltig wirtschaftendes Industrieland zu werden“.

Diese Wettbewerbsfähigkeit ist ausgerechnet während der Kraftanstrengung der Transformation akut gefährdet. Bereits vor der Invasion der Ukraine waren die Stromkosten für deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich hoch. Die seitdem erneut gestiegenen und zunehmend volatilen Stromkosten bringen viele Unternehmen – auch aus der Kunststoffindustrie – an den Rand ihrer Wettbewerbsfähigkeit: Die gestiegenen Importkosten für Erdgas und Rohstoffe führten 2022 zu einem Produktionsrückgang von knapp zehn Prozent und signifikant gestiegenen Erzeugerpreisen von über 23 Prozent. Auch 2023 wird mit einem Produktionsrückgang von zehn Prozent gerechnet.

Die Lage ist laut Dr. Ralf Düssel ernst: „Zukunftsweisende Investitionsentscheidungen werden aufgrund der Stromkosten immer häufiger gegen deutsche Standorte getroffen und die notwendigen massiven Investitionen in den Umbau hin zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft in einer entscheidenden Phase der Transformation ausgebremst“.

Für Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, braucht es einen „zügigen, ambitionierten und unbürokratischen Ausbau der Erneuerbaren Energien“. Die benötigten Mengen erneuerbaren Stroms sind wichtig, werden aber erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen. Deshalb setzt Bühler darauf, dass „die Politik den dringenden Handlungsbedarf erkennt, um eine hochinnovative Industrie mit Hunderttausenden guter Arbeitsplätze und klarem Transformationskurs international auf Augenhöhe zu bringen. Mit einem fairen, zeitlich begrenzten Brückenstrompreis kann sie derzeit stattfindende Abwanderung von Investitionen verhindern und eine nachhaltige Wertschöpfung in Deutschland sichern“.

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