Studie über Verantwortung für Plastikflut in Asien

Mehr als die Hälfte des Plastikmülls in den Ozeanen gelangt aus fünf asiatischen Ländern in die Umwelt.

Und dies, obwohl die Schwellen- und Entwicklungsländer pro Kopf ihrer Bevölkerung um ein Vielfaches weniger Kunststoff verbrauchen als die Industrienationen. Die Ursache für die massiven Emissionen liegt in den überwiegend unzureichenden Abfallwirtschaftssystemen im globalen Süden. Der neue Polyproblem-Report der Röchling Stiftung und Wider Sense nimmt Versäumnisse und Möglichkeiten unter die Lupe.

Internationale Vergleichszahlen zeigen es eindeutig: Mit dem zunehmenden Wohlstand steigt der Plastikkonsum. Das Abfallmanagement in den Entwicklungsregionen wächst aber bei weitem nicht im gleichen Tempo mit. Setzt sich diese Entwicklung fort und geht diese Schere weiter auseinander, steht die Welt erst am Anfang des Plastikproblems – trotz der enormen öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema.

Weshalb es bisher nicht gelingt, in Schwellen- und Entwicklungsländern eine flächendeckende Abfallwirtschaft als Grundlage für Recycling und Kreislaufwirtschaft zu etablieren, haben die gemeinnützige Röchling Stiftung und das Beratungshaus Wider Sense in ihrem neuen Polyproblem-Report mit dem Titel „Der Abfall der Anderen“ untersucht.

Die Autoren haben internationale Studien analysiert und mit Expertinnen und Experten der Entwicklungszusammenarbeit gesprochen. Sie haben Hilfsprogramme von großen, internationalen Organisationen wie der Weltbank oder der Vereinten Nationen recherchiert und Aktivitäten von Unternehmen und deren Netzwerke betrachtet. Sie haben Initiatoren vielfältiger Projekte aus der Zivilgesellschaft und nicht zuletzt vor Ort betroffene Menschen interviewt.

„Unsere umfangreichen Recherchen und Analysen führten zu drei zentralen Ergebnissen“, fassen Michael Alberg-Seberich, Geschäftsführender Gesellschafter von Wider Sense, und Uwe Amrhein, Stiftungsmanager der Röchling-Stiftung zusammen.

Das Prinzip der Erweiterten Produzentenverantwortung, das unter anderem in den Ländern der EU dafür sorgt, dass die Befüller von Verpackungen sich an der Finanzierung der Infrastruktur für Sammlung, Sortierung und Recycling beteiligen, ist in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern nicht oder nur ansatzweise gesetzlich verankert. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Die Einführung einer Erweiterten Produzentenverantwortung und der damit zusammenhängenden Abfallwirtschaftssysteme lässt sich nicht einfach aus den Industrieländern exportieren. So erfassen gegenwärtig zum Beispiel in Indien die rund 1,5 Millionen privaten Abfallsammler weit mehr Plastikmüll als das gesamte öffentliche System. Hinzu kommt die überwiegend kommunale Zuständigkeit mit sehr unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten. Es sind also Systeme zu entwickeln, die das Prinzip der Erweiterten Produzentenverantwortung mit dem informellen Sektor verbinden.

Globale Unterstützungsprogramme, Maßnahmen der internationalen Entwicklungspolitik, Unternehmensengagement und Projekte aus der Zivilgesellschaft finden nur in Ausnahmefällen zusammen. „Natürlich werden einzelne Projekte von Unternehmen und der öffentlichen Hand gefördert. Es gibt aber keine große, multilaterale Offensive zur schnellen und systematischen Verbreitung guter Lösungen“, stellen die Herausgeber kritisch fest.

Der Polyproblem-Report soll unter anderem Organisationen, öffentlichen Institutionen, Unternehmen und Stiftungen dienen, die sich im Themenfeld Kunststoff und Umwelt engagieren oder ein solches Engagement planen.

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