Verbunde wirtschaftlich recyceln

Die Fraunhofer-Institute IVV und Umsicht koppeln im Projekt "Kunstwerk – Kombinierte Kunststoff- und Metallverwertung zu hochwertigen neuen Werkstoffen" zwei Fraunhofer-Technologien, um kunststoffreiche Abfallströme vollständig und hochwertig zu verwerten.

Mit dem Creasolv-Prozess des IVV soll das werkstoffliche Kunststoffrecycling aus hochkomplexen und kontaminierten Abfällen möglich sein. Die Icycle-Technologie des Umsicht soll die thermo-chemische Konversion von Kunststoff-Metall-Verbunden zu Energieträgern und Metallkonzentraten ermöglichen. Durch das Zusammenführen der beiden Technologien wollen die beiden Institute ein ganzheitliches und wirtschaftliches Recyclingverfahren für komplexe Materialverbunde anbieten. Beide Prozesse hätten in den letzten Jahren die Industriereife erreicht und sollen nun gemeinsam in den deutschen und europäischen Markt eingeführt werden.

Verpackungen, Elektroaltgeräte und Altautos im Fokus

Beim Recycler würden die Kunststoff-Kunststoff- oder Kunststoff-Metall-Verbunde meist in jener Fraktion landen, die später verbrannt wird. Auf diese Weise werde allerdings nur ein Teil des Energieinhalts zurückgewonnen. Metalle, vor allem solche mit geringer Korngröße, würden ungenutzt in der Schlacke verlorengehen. Daher sei es wenig überraschend, dass von den nahezu 5 Millionen Tonnen Post-Consumer-Kunststoffabfällen in Deutschland nur etwa 38 Prozent beziehungsweise 1,9 Millionen recycelt würden.

Die Technologie des IVV erlaube die selektive und wirtschaftliche Rückgewinnung von Kunststoffen wie PE aus Verpackungen, PP, PS und ABS aus Elektroaltgeräten oder ABS aus Bauteilen von Altautos beziehungsweise Shredderleichtfraktionen. Die Restfraktionen des Creasolv-Prozesses würden neben geringen Mengen weiterer Kunststoffe auch wertvolle und seltene Metalle enthalten. Diese Fraktion würden das Ausgangsmaterial für den Icycle-Prozess bilden. Durch Erhitzen des Materials auf 500 °C bei gleichzeitigem Luftabschluss würden sich aus dem Kunststoffanteil heizwertreiche Öle und Gase bilden, während die Metalle freigelegt würden. Das entstehende Metallkonzentrat könne anschließend vermarktet werden.

Kritische Metalle aus Elektroaltgeräten

Nach der Rückgewinnung der Kunststoffe werde das metallhaltige Material in den Icycle-Prozess gegeben. »Mit Hilfe des Icycle-Prozesses ist es möglich, ein Metallkonzentrat zu gewinnen, welches in Abhängigkeit vom Inputmaterial mit Erlösen von über 2.500 € pro Tonne vermarktet werden kann. Aus den Rest-Kunststoffen gewinnen wir gleichzeitig energiereiche Gase und Öle, die energetisch genutzt werden können und beide Prozesse mit Energie versorgen werden« erklärt Dr. Peter Hense vom Fraunhofer Umsicht. Die Kombination der Verfahren biete Recyclern mehrere Vorteile: Sie würden Kunststoffrecyclate und wertvolle Metallkonzentrate erhalten und gleichzeitig Energieträger, erzeugen die beispielsweise mit einem Blockheizkraftwerk in Strom und thermische Energie verwandelt werden könnten. Durch Erweiterungen und Adaptierungen beider Prozesse entstehe zudem erstmals ein Verfahren, das die Metalle Antimon und Indium aus Altprodukten zurückgewinne.

Vermarktung

Im „Kunstwerk“-Projekt soll die strategische Allianz der beiden Fraunhofer-Institute innerhalb von zwei Jahren weiter ausgebaut werden, um das innovative Technologiepaket gemeinsam in die Vermarktung zu bringen. Dadurch würden künftige Anwender in die Lage versetzt, unerschlossene Potenziale der Recyclingwirtschaft zu heben. Neben der Verschaltung bestehender Technikumsanlagen und der Optimierung entstehender Schnittstellen werde auch eine Demonstrationskampagne durchgeführt, bei der Verpackungskunststoffe sowie Shredderleichtfraktionen aus Altfahrzeugen und Elektroaltgeräten eingesetzt werden.

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