NRW richtet Bioenergie-Strategie neu aus

Das Umweltministerium in Nordrheon-Westfalen hat seine dritte Potenzialstudie zu Erneuerbaren Energien vorgelegt. Künftig sollen mehr Rest- und Abfallstoffe zum Einsatz kommen.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung will ihre Bioenergie-Politik neu ausrichten. So soll beispielsweise der Einsatz von Mais als Energiepflanze deutlich reduziert und verstärkt auf Rest- und Abfallstoffe gesetzt werden. Künftig solle der qualitative Ausbau der Bioenergie im Vordergrund stehen, teilte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) anlässlich der Vorstellung einer zu Potenzialstudie Erneuerbaren Energien im Bundesland mit. Dazu solle die Entwicklung von neuen, effizienteren Technologien unterstützt und Anreize gesetzt werden, damit der Ausbau der Bioenergie qualitativ und nachhaltig geschieht.

Laut Umweltministerium NRW sollen Rest- und Abfallstoffe wie Gülle, Bioabfall oder Altholz künftig verstärkt genutzt werden. „Der Abfall von heute ist der Rohstoff von morgen. Jetzt müssen wir daran arbeiten, diese Rohstoffquellen sinnvoll einzusetzen, “ sagte Remmel. Im Fokus steht dabei eine qualitativ hochwertige Nutzung der Biomasse die durch mehrstufige Verwendung eines Stoffes erreicht werden könne. Das Land NRW will zur mehrfachen Nutzung anregen, damit Nutzungskonkurrenzen und der Druck auf Anbauflächen reduziert werden.

Nach Berechnungen des Landesumweltamtes (LANUV), das die landesweite Potenzial-Studie erstellt hat, weist das NRW-Leitszenario unter den möglichen Rahmenbedingungen ein technisch machbares Biomasse-Potenzial von bis zu 31,9 Terawattstunden (TWh) pro Jahr aus – dabei entfallen 8,4 Terawattstunden auf Strom und 23,5 TWh auf Wärme. Damit könnten jährlich etwa 28 Prozent aller NRW-Haushalte mit Strom und rund 17 Prozent mit Wärme versorgt werden. „Bei der Energiewende reden wir viel zu viel über Strom und zu wenig über Wärme. Die Studie zur Biomasse zeigt, dass gerade in diesem Bereich noch schlummernde Potenziale liegen“, sagte Minister Remmel. Das NRW-Leitszenario entspricht dem Ziel der Landesregierung, den Ausbau der energetischen Biomassenutzung nachhaltig und unter strengen Naturschutzkriterien fortzusetzen. Zum Vergleich wurden außerdem ein minimales und maximales Ausbauszenario errechnet.

Das NRW-Leitszenario weist für die Stromproduktion in der Planungsregion Köln mit rund zwei Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) das höchste Ausbaupotenzial aus. Es folgt die Planungsregion Detmold mit etwa 1,5 TWh/a. Bei der Wärmeproduktion aus Biomasse gibt es in der Planungsregion Münster das höchste Potenzial (ca. 4,7 TWh/A), in der Planungsregion Köln liegt es bei 4,4 Terawattstunden pro Jahr. Dieses Potenzial sollte beim Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen berücksichtigt werden.
„Die Steigerung der lokalen Wertschöpfung macht die Nutzung von Bioenergie attraktiv. Arbeitsplätze werden geschaffen und vor Ort sinkt besonders im Wärmebereich die Abhängigkeit von Energieimporten“, sagte Remmel.

Zur Bedeutung der Biomasse für die Energiewende sagte Minister Remmel: „Die Bioenergie wird nah am Verbrauchsort erzeugt – das ermöglicht vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern die Teilhabe an der Energiewende ‚made in NRW’.“ Während die Erzeugung von Energie aus Wind und Sonne immer wetterabhängig sein wird, kann durch Biomasse Energie dann erzeugt werden, wenn sie gebraucht wird. So können diese Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Stromnetzstabilität leisten.

Die Ergebnisse der Potenzialstudie werden in das Fachinformationssystem Bioenergieatlas NRW der EnergieAgentur.NRW und in den Energieatlas NRW des Landesumweltamtes eingestellt und sind so der gesamten Öffentlichkeit zugänglich. Der Bioenergieatlas führt Informationen rund um die Bioenergiebranche zusammen und gibt einen Überblick über die vielseitigen Biomasseprojekte in NRW. So werden gezielt Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbände unterstützt, die innerhalb der Branche aktiv sind. Darüber hinaus werden die in NRW umgesetzten Projekte auf einer Landkarte verortet und können nach Kriterien gefiltert in Listen exportiert werden.

Nach der Veröffentlichung der Potenzialstudie Biomasse startet die Landesregierung nun mit der Aktualisierung des Biomasseaktionsplans. In Fachgesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Branche aus Wirtschaft und Wissenschaft werden die Maßnahmen zur Hebung der Potenziale unter Abwägung der vielfältigen Interessen und den Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erarbeitet. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen für die Praxis zu entwickeln.

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